Bedarfsgerecht ergänzen: Das Stufenmodell der Ernährungstherapie
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. hat ein Modell entwickelt, das die Formen der Ernährungsunterstützung in verschiedenen Stufen aufzeigt.
In der Regel werden diese Stufen durchlaufen, doch je nach Erkrankung sind auch Mischformen möglich. Manchmal ist es erforderlich, Stufen zu überspringen (z.B. direkt von der oralen zur parenteralen Ernährung).
Eine natürliche Ernährung hat immer Priorität.
Stufe 1: Normale Kost – Aber bitte mit Sahne?!
Ihr Kalorienbedarf ist erhöht und Sie habe keine weiteren Ernährungseinschränkungen? Dann versuchen Sie, es zu genießen, dass Sie mit dem allerbesten Gewissen schlemmen dürfen.
Gönnen Sie sich:
- leckere Nüsse (z.B. Walnüsse, Cashewkerne, Mandeln)
- einen zusätzlichen Löffel Olivenöl, Rapsöl oder Leinöl
- das extra Butterflöckchen
- das Häubchen Sahne auf dem Kakao
- die Creme double in der Suppe
Stufe 2: Trinknahrung – Die Energie der Astronauten
Wenn das Anreichern der Mahlzeiten nicht mehr ausreicht, können Trink- und Aufbaunahrungen eine gute Wahl sein, um den Nährstoffbedarf zu decken.
Nicht umsonst werden die kleinen Energiepakete auch als „Astronautennahrung“ bezeichnet. In der Tat diente die Astronautenkost als Vorbild der heutigen Trinknahrung.
Einfach. Praktisch. Gut ernährt.
Trinknahrung kann eine unkomplizierte Möglichkeit sein, den Nährstoffbedarf zu decken. Pur verzehrt oder in Speisen und Getränken eingerührt, kann sie Power für den Tag geben und lässt sich sehr genau an Ihren individuellen Nährstoffbedarf anpassen.
Trinknahrung ist meist erstattungsfähig.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Ihnen bei medizinischem Bedarf die orale Ernährung verschreiben. Die Krankenkasse erstattet zahlreiche Produkte. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
Stufe 3: Enterale Ernährungstherapie – Nährstoffe durch die Sonde
Die dritte Stufe des Modells ist die enterale Ernährung. Sie wird eingesetzt, wenn die „normale“ Ernährung durch den Mund nicht mehr funktioniert.
Bestimmte Grunderkrankungen oder Symptome verschiedener Therapien können eine entrale Ernährung notwendig machen:
- neurologische Erkrankungen z.B. Schlaganfall
- Verengungen in der Speiseröhre, Speiseröhrentumor
- Nebenwirkungen der Chemo- und/oder Strahlentherapie
- Schmerzen beim Kauen
- wunde Stellen im Mund oder Rachen
- Schluckbeschwerden
Bei manchen Patienten ist die enterale Ernährung die alleinige Nährstoffquelle. Bei anderen wird sie unterstützend genutzt, um die Grundversorgung sicherzustellen. In diesem Fall können Sie nach Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zusätzlich essen und trinken, was Ihnen schmeckt und Freude bereitet.
Sie können enterale Ernährung zu Hause durchführen und müssen dafür nicht stationär aufgenommen werden.
Stufe 4: Parenterale Ernährung – Lebenserhaltende Ernährungstherapie
Es gibt Situationen, in denen der Körper über den Magen-Darm-Bereich nicht ausreichend versorgt werden kann – beispielsweise, weil die Nährstoffe nicht vom Darm verwertet werden können. Dann kommt die parenterale Ernährung zum Einsatz. Dabei umgeht man den Verdauungstrakt. Die Nährstoffe werden direkt in die Vene („intravenös“) geleitet.
Auch Menschen, die parenteral ernährt werden, können zuhause mit dieser Ernährungsform versorgt werden und sind weiterhin mobil.
Manche Betroffenen essen zusätzlich ganz normal auf oralem Wege und können an gemeinsamen Mahlzeiten mit Freunden und Familie teilnehmen.