Mein Leben
Ernährung mit Stoma

Ernährung bei Stoma 

Gesundes und stomagerechtes Essen wird von einer Frau auf einen Teller gelegt.

Was kann ich essen? Vertrage ich noch alles? Was führt zu unangenehmen Gerüchen oder Blähungen? Das sind nur einige der Fragen, die Stoma-Träger*innen möglicherweise beschäftigen. Stoma, Ernährung, Diäten oder Blähungen: Alles, was Sie über das Thema „Ernährung bei Stoma“ wissen müssen, finden Sie auf folgender Seite. 

Stoma & Ernährung – was darf ich essen?

Zwei Frauen und zwei Kinder schneiden gemeinsam Gemüse in einer Küche.

Das Gute vorweg: Grundsätzlich müssen Sie als Stoma-Träger*in auf nichts verzichten. Im Allgemeinen ist eine ausgewogene Ernährung empfehlenswert, aber es gibt keine speziellen Diätvorschriften, an die Sie sich halten müssen. Ausnahmen gelten allerdings bei Diäten, die Sie bereits vor der Operation aufgrund von Vorerkrankungen (wie z.B. Diabetes mellitus) befolgen mussten. 

Wie bereits vor der Operation gibt es möglicherweise Lebensmittel und Getränke, die Sie besser vertragen als andere. Hören Sie auf Ihren Körper und tasten Sie sich Schritt für Schritt an neue Speisen heran. Sie werden schnell merken, welche Nahrungsmittel Ihnen guttun und welche nicht. Als Maxime sollte stets gelten: So viel Einschränkung wie nötig – so genussvoll wie möglich.

Allgemein sollten Sie, ungeachtet Ihrer Stoma-Art, auf folgende Tipps achten:

  • Essen Sie regelmäßig. Das führt zu einem gleichmäßigen und planbaren Darmrhythmus.
  • Nehmen Sie mehrere kleine Mahlzeiten (acht bis zehn) am Tag zu sich. Diese sind besser verträglich als große Mahlzeiten.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Vor allem, wenn Sie zu Verstopfung neigen. 
  • Um nächtliche Entleerungen zu vermeiden, ist es ratsam, die letzte Mahlzeit nicht zu spät einzunehmen.

Ernährung bei Ileostoma, Kolostoma und Urostoma

Der Verdauungsprozess und die Konsistenz Ihres Stuhlgangs hängt maßgeblich davon ab, wo Ihr Stoma lokalisiert ist und welcher Abschnitt des Darmes entfernt oder stillgelegt werden musste. Je nachdem, welche Stoma-Art bei Ihnen vorliegt, gibt es deswegen besondere Tipps, die Sie bei der Ernährung beachten sollten.

Ernährung bei Ileostoma

Bei einem Ileostoma wird der komplette Dickdarm entfernt oder stillgelegt. Dementsprechend entfällt die Fähigkeit des Dickdarms, dem Darminhalt Flüssigkeit zu entziehen, was anfänglich zu sehr dünnflüssigen Entleerungen führt. Flüssigkeits- und Mineralstoffverluste können die Folge sein, weshalb Sie nachstehende Tipps befolgen sollten.

Flüssigkeit:

✓ Trinken Sie ausreichend! Am einfachsten ermitteln Sie Ihren Trinkbedarf anhand Ihrer täglichen Urinmenge: Sie sollten mindestens 1 Liter Urin ausscheiden.

✓ Sie sollten bevorzugt Mineralwasser zu sich nehmen, um den Elektrolyt- und Mineralstoffhaushalt auszugleichen.

🗶 Vermeiden Sie hochprozentigen Alkohol. 

🗶 Beachten Sie, dass Obstsäfte abführend wirken können.

🗶 Bei Getränken mit Kohlensäure sollten Sie beachten, dass die enthaltene Kohlensäure zu vermehrten Blähungen führen kann.

Ernährung:
🗸 Je nachdem, welche Segmente des Dünndarms erhalten geblieben sind, kann es zu einer verminderten Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen kommen. Achten Sie darauf, ausreichend Vitamine zu sich zu nehmen und ziehen Sie Ihre Ärzt*innen hinzu.

🗶 Faserreiche, schwer verdauliche Nahrungsmittel sind nur begrenzt zu empfehlen. Diese sollten durchgegart und gut zerkleinert werden, da Zellulosefasern nicht verdaut werden können. Ansonsten kann eine Stoma-Blockade (Verstopfung) folgen. Das gilt beispielsweise bei folgenden Lebensmitteln:
- Zitrusfrüchte wie z.B. Orangen, Ananas, Mandarinen
- Gemüsesorten wie Spargel und Pilze
- faseriges Fleisch
- Trockenobst wie Feigen und Datteln

Ernährung bei Kolostoma

Im Allgemeinen gilt: Je weiter das Stoma vom Dünndarm entfernt ist, desto mehr ähnelt die Stuhlgang-Konsistenz jener vor der Operation. Spezielle Einschränkungen bezüglich der Ernährung bei einem Kolostoma gibt es deswegen nicht. 

Ernährung:
🗸 Achten Sie auf eine ballaststoffreiche Ernährung
🗶 Vorsicht bei blähenden Lebensmitteln:
- Brot mit Körnern
- Gemüsesorten wie Mais, Bohnen, Sellerie, Kohlgemüse, Sauerkraut
- Trockenfrüchten (vor allem Pflaumen)

Ernährung bei Urostoma

Betroffene mit einer künstlichen Harnableitung leiden oft unter wiederkehrenden Harnwegsinfektionen oder gar Verstopfungen der Urostomie. Um Keimvermehrung und Steinbildung entgegenzuwirken, ist es besonders wichtig, auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten. Außerdem sollte der pH-Wert des Urins regelmäßig überprüft werden. Der Wert sollte zwischen 5,5 und 6 liegen und kann mit der richtigen Ernährung beeinflusst werden.

Flüssigkeit:

🗸 Trinken Sie ausreichend! Am einfachsten ermitteln Sie Ihren Trinkbedarf anhand Ihrer täglichen Urinmenge: Sie sollten in etwa 1,5 bis 2 Liter Urin ausscheiden.

🗸 Beachten Sie, dass Sie während des Sonnenbades, des Saunabesuches oder Sporteinheiten dem Körper die entzogene Flüssigkeit durch eine gesteigerte Flüssigkeitsaufnahme wieder zuführen müssen.

Ernährung: 
Urin ansäuernd- Tee, Kaffee, Nierentee
- Preiselbeersaft
- Tierische Nahrungsmittel
- Johannisbeersaft
- Süßholz (Salmiak, Lakritz)
Urin alkalisierend- Fruchtsäfte, Zitrussäfte
- Pflanzliche Nahrungsmittel
- Vitamin C (Ascorbinsäure) 

Ernährung bei Transversostomie

Bei einer Transversostomie ist der verbleibende Dickdarm zu kurz, um den Stuhl ausreichend einzudicken. Deswegen müssen Sie, ähnlich wie bei der Ileostoma-Ernährung, auf eine ausreichende Trinkmenge achten. Mehr Tipps zu der richtigen Ernährung erhalten Sie unter dem Abschnitt „Ernährung bei Ileostoma“.

Ernährung bei Kurzdarm-Symptomatik

Je nachdem, welcher Abschnitt des Darmes bei der Kurzdarm-Symptomatik entfernt werden musste, sind unterschiedliche Darm-Funktionen noch erhalten. Um einer mangelhaften Nährstoffaufnahme und einer Störung der Flüssigkeitsbilanz entgegenzuwirken, ist es wichtig, Ihre Ernährung individuell mit Ihren Ärzt*innen abzustimmen.

Flüssigkeit:

🗸 Trinken Sie so viel, dass eine Urinausscheidung von 1 bis 1,5 Liter gewährleistet wird.

🗸 Trinken Sie frühstens eine Stunde nach dem Essen. Dadurch verlängert sich die Transit-Zeit der Nahrung im Darm.

🗶 Übermäßige Flüssigkeitszufuhr verringert die Verweildauer der Nahrung im Darm. Es kommt zu einer stark erhöhten Ausscheidungsmenge und einer weiter verminderten Nährstoff- und Elektrolytaufnahme.

Ernährung bei High-Output-Stoma

Bei Betroffenen mit High-Output-Stoma besteht die Gefahr, unter Flüssigkeits- und Nährstoffverlust zu leiden. Mit der Wahl der richtigen Lebensmittel und in Abstimmung mit Ihren behandelnden Ärzt*innen können Sie etwas tun, um diesen Folgen entgegenzuwirken.

Ernährung:
🗸 Essen Sie mineralstoffreich, um den Nährstoffverlust auszugleichen.
- Kalium steckt in Bananen, Äpfeln, Aprikosen, Kartoffeln.
- Kalzium finden Sie in Milch und Milchprodukten.
- Magnesium liefern Weizenkeime, Vollkornbrot, Haferflocken, Hirse, Nüsse und Samen, Fisch und Hartkäse.- Natrium ist in Salz, salziger Brühe und salzigen Snacks enthalten.
🗶 Vorsicht bei blähenden Lebensmitteln:
- Brot mit Körnern
- Gemüsesorten wie Mais, Bohnen, Sellerie, Kohlgemüse, Sauerkraut
- Trockenfrüchten (vor allem Pflaumen)
Flüssigkeit:

🗸 Trinken Sie ausreichend! 

🗸 mineralstoffreiche, kohlensäurearme Mineralwasser

🗸 Kräuter- und Früchtetees

🗸 verdünnte Obstsäfte (Verhältnis Saft/Wasser 1 zu 5)

🗸 isotone Getränke ohne Süßstoffe und Zucker 

🗸 alkoholfreies Weizenbier

🗸 eventuell industrielle Elektrolytlösungen

Es empfiehlt sich, Getränke 30 Minuten vor und 60 Minuten nach der Mahlzeit einzunehmen. Andernfalls wird der Weg der Nahrung beschleunigt. Dies minimiert die Nährstoffverwertung zusätzlich.

Achtung: Ausnahme beim Kurzdarmsyndrom!

Wenn Ihrem High-Output-Stoma ein Kurzdarmsyndrom zu Grunde liegt, ist es in der ersten Phase der Erkrankung kontraproduktiv, viel zu trinken. Hohe Trinkmengen beschleunigen den Weg der Nahrung durch den Darm und erhöhen so die Nährstoffverluste. Reduzieren Sie gegebenenfalls sogar die orale Flüssigkeitszufuhr und lassen Sie sich medizinisch engmaschig kontrollieren!

Durchfall, Verstopfung & Blähungen vermeiden

Zucchini, Chilli und Lauch liegen auf einem Schneidebrett neben zwei Messern.

Damit Sie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen möglichst minimieren und eine konstante Stuhlkonsistenz halten können, ist es wichtig zu wissen, welche Nahrungsmittel welche Wirkung auf die Verdauung haben. Es gilt, eine sensible Balance zwischen bestimmten Lebensmitteln zu finden. In folgender Tabelle sehen Sie auf einen Blick, wie Sie Verstopfung, Durchfall und Blähungen gezielt entgegensteuern können.

 🗶 Meiden🗸 Bevorzugen
Durchfall- Obst: Pflaumen
- Gemüse: Bohnen, Sauerkraut, Spinat
- Getränke: Alkohol, Kaffee, Rohmilch
- Weitere Lebensmittel: Rohkost, Bohnen, fettige Speisen, zu scharf gewürzte Speisen
- Nikotin
- Fett-, eiweiß-, faser- und gewürzarme Kost: Fein geriebener Apfel, zerdrückte Banane, dunkle Schokolade, Haferflocken, schwarzer Tee, Weißbrot
Verstopfung - Gemüse: Kartoffeln
- Weitere Lebensmittel: Eier, Kakao, Teigwaren, dunkle Schokolade
- Obst: Frisch- und Trockenobst
- Weitere Lebensmittel: Vollkornprodukte, Müsli, Rohkost, Salat, Milchprodukte
- Getränke: Saftschorlen (zum Beispiel Pflaumen- oder Sauerkrautsaft)
Vorsicht:
Erschwerte Ausscheidung (mögliche Stoma-Blockade
- Gemüse: Kopfsalat, Mais, Pilze, Sellerie, Spargel, Zwiebel, Tomaten
- Obst: Mango, Zitrusfrüchte
- Weitere Lebensmittel: Nüsse, Trockenfrüchte
 
Blähungen- Obst: Aprikosen, unreife Bananen, Birnen
- Gemüse: Gurken, Lauch, Mais, Knoblauch, rohe Paprika, Schwarzwurzeln, Zwiebelgewächse, Pilze, Rhabarber, alle Kohlsorten
- Getränke: Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke, Kaffee
- Weitere Lebensmittel: Hülsenfrüchte, frisches Brot, Eier, Hefegebäck
- Schnelles Essen & schlechtes Kauen
- Getränke: Fenchel-, Anis-, Kümmeltee, Preiselbeersaft
- Gewürze: Ceylon-Zimt, Muskatnuss, Kümmel (muss kurz aufkochen)
- Obst: Heidelbeeren, Blaubeeren, Preiselbeeren
- Weitere Lebensmittel: Joghurt (nicht wärmebehandelt), Quark

Den Geruch der Ausscheidungen beeinflussen

Viele Stoma-Träger*innen haben Bedenken, dass die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung störende Gerüche wahrnehmen könnten. Die gute Nachricht: Mit Ihrer Ernährung können Sie Einfluss auf den Geruch der Ausscheidungen nehmen.

GeruchsförderndBohnen, Chili, Eier, tierische Fette (Schmalz, Gänsefett etc.), Fleisch, Fisch, Geräuchertes, Hülsenfrüchte, Knoblauch, Kohlarten, Pilze, Spargel, Schnittlauch, schwarzer Pfeffer, Zwiebelgewächse
GeruchshemmendBlaubeersaft, Heidelbeersaft, Joghurt (nicht wärmebehandelt), Petersilie, Preiselbeeren, Quark, grüner Salat, Spinat

Was Sie bei der Einnahme von Medikamenten beachten sollten

Nach einer Stoma-Operation kann sich die Art und Weise, wie Ihr Körper Medikamente aufnimmt, verändern. Die Einnahme von Medikamenten besprechen Sie daher am besten mit Ihren Ärzt*innen. Generell gilt: Werden Tabletten unverdaut ausgeschieden, sind sie wirkungslos.

  • Achten Sie bei der Einnahme von Kapseln unbedingt auf Ihren Stuhlgang. Oftmals werden die Wirkstoffe unberührt wieder ausgeschieden. Das ist meistens anhand weißer Kügelchen erkennbar.
  • Bei der Einnahme von Eisenpräparaten kann sich der Stuhlgang schwarz färben.
  • Für die Urostomie gilt: Bei vermehrter Einnahme von Vitamin C nimmt der Urin eine dunkelgelbe bis orangene Färbung an. Bei Präparaten aus der Vitamin-B-Gruppe kann sich der Urin rötlich färben.
  • Für die Ileostomie gilt: Manche Arzneimittel können nicht in den oberen Dünndarmabschnitten vom Körper aufgenommen werden: Sie werden unverdaut ausgeschieden und sind somit wirkungslos. Dies gilt beispielsweise bei der Verhütungspille. Außerdem sollten Sie Brausetabletten (z.B. Kalzium, Magnesium, ASS) vermeiden, da diese in der Regel zu vermehrten Blähungen führen.

Wir helfen Ihnen bei der richtigen Ernährung

In einer Pfanne befindet sich Gemüse und ein Kochlöffel.

Gemeinsam mit dem Ernährungsmediziner PD Dr. med. Michael Adolph vom Universitätsklinikum Tübingen engagiert sich Prof. Dr. Martignoni, Oberarzt am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, dafür, die Lebensqualität von Patient*innen zu steigern. 

Ihr jüngstes Projekt, der Ernährungsratgeber für Stoma-Patient*innen, gibt Betroffenen und deren Angehörigen wertvolle Tipps für mehr Wohlbefinden. Dabei erklärt Prof. Dr. Marc Martignoni als Chirurg die anatomischen Zusammenhänge. Er sensibilisiert für das oft unterschätzte Risiko der Kachexie und hilft, den eigenen Körper besser zu verstehen. 

Wann eine Ernährungstherapie für Stoma-Träger*innen sinnvoll ist, erklärt Prof. Dr. Martignoni in diesem Video. 

Das Thema Ernährung hat bei der Stomaversorgung eine besonders wichtige Bedeutung. Profitieren Sie von der jahrelangen Erfahrung von B. Braun: Unsere Fachexperten beraten Sie gerne zum Thema Stoma und Ernährung. Bei uns bleibt Ihr Ernährungszustand dauerhaft im Blick.

Wir sind für Sie da, Montag bis Freitag von 08:00 bis 16:00 Uhr.

Kontakt

Andrea Zöbele
Pflegeexpertin Stoma-Kontinenz-Wunde, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Wundberaterin AWM, Medizinprodukteberaterin