Arbeiten mit Stoma: Klar kann ich das!
Inhalt
Arbeiten mit Stoma: Darauf sollten Sie achten
Egal, ob Sie sich erst für einen Beruf entscheiden oder nach Ihrer Stoma-OP in Ihren alten Job zurückkehren möchten: Grundsätzlich gibt es keine Arbeit, die Sie wegen Ihres Stomas nicht ausüben können. Über bestimmte Sachen sollten Sie sich dennoch Gedanken machen:
Vorsicht bei Stoma und körperlicher Belastung
Mit einem Stoma kann körperliche Belastung ein Problem sein bzw. werden. Vermeiden Sie schweres Heben oder Tätigkeiten, bei denen übermäßiger Druck auf den Bauch ausgeübt wird.
Denken Sie langfristig: Tätigkeiten, die heute mit Bandagen leicht möglich erscheinen, können in ein paar Jahren problematisch werden.
Schichtdienst: Wenig Chance für Rhythmus
Sollten Sie im Schichtdienst tätig sein, müssen Sie berücksichtigen, dass Ihr Darm keinen Rhythmus etablieren kann: Das macht die Versorgung sehr viel komplexer und schwer vorhersehbar. Gleiches gilt bei Reise-Tätigkeiten mit vielen Zeitverschiebungen.
Akkordarbeit kann kritisch werden
Für Sie als Stoma-Träger*in kann sich Taktbarkeit und Arbeit am Band als schwierig gestalten, da die Kontrolle über die „Biopausen“ nicht so einfach möglich ist wie bei Menschen ohne Stoma. Beim Arbeiten mit künstlichem Darmausgang sollten Sie deswegen darauf achten, genügend Zeit für einen Versorgungswechsel einzuplanen.
Mehr Freiheit beim Kolostoma
Berufswahl mit Stoma
Stoma-Träger*innen steht im Grunde beruflich die Welt offen. Informieren Sie sich beispielsweise auf Messen oder schauen Sie sich in Foren um – Sie werden schnell feststellen, dass von Mechatroniker*innen über die Erzieherin bis hin zum Informatiker nahezu alle Berufe vertreten sind. Viele berufliche Biografien von Stoma-Träger*innen sind sehr beeindruckend!
Planen beim Wiedereinstieg
Die Wiederaufnahme des Berufs und das Arbeiten mit künstlichem Darmausgang sind wichtige Schritte hin zu mehr Normalität und Selbstbewusstsein. Wann und wie Sie wieder in Ihren Arbeitsalltag zurückkehren, hängt von Ihnen und der Art der Arbeit ab.
Machen Sie sich vor Ihrer Rückkehr Gedanken:
- Beginnen Sie möglicherweise in Teilzeit und erhöhen Ihre Arbeitsstunden nach und nach, falls dies möglich ist.
- Besprechen Sie mit Ihren Ärzt*innen, wie Sie mit körperlicher Belastung und Ihrem Stoma umgehen.
- Überlegen Sie, wo Sie bei Ihrer Arbeit den Versorgungswechsel durchführen können.
- Packen Sie eine kleine Tasche, die Sie unauffällig mit zu den Waschräumen nehmen können, wenn Ihre „Biopause“ ansteht.
Schule, Studium oder Arbeit mit Stoma: Wie gehe ich damit um?
Die Frage, wie Sie in der Schule, im Studium oder auf der Arbeit mit Ihrem Stoma umgehen, können Sie nur ganz individuell für sich beantworten. Denn ob Sie von Ihrem Stoma erzählen möchten, hängt in erster Linie von Ihnen selbst, aber auch vom Betriebsklima und Ihrer generellen Arbeitssituation ab. Während die einen eine eher zurückhaltende Kommunikationspolitik betreiben, gehen andere ganz offensiv mit ihrem Stoma um.
- Wer von dem Stoma erfahren sollte: Sie sollten vor allem Ihre Lehrer*innen oder Ihre*n Vorgesetzte*n über Ihr Stoma informieren, damit diese verstehen, warum Sie manchmal längere „Versorgungswechsel“-Pausen einlegen. Bedenken Sie allerdings: Nur einzelne Personen über das Stoma aufzuklären, kann funktionieren. Seien Sie sich allerdings dessen bewusst, dass Ihr „Geheimnis“ unter Umständen weitergetragen werden könnte. Menschen haben oft das Bedürfnis, auch ohne böse Absichten, sich mit anderen über die Situation auszutauschen.
- Echtes Interesse, statt neugierige Fragen: Diejenigen, die offen über ihr Stoma erzählen, machen meist sehr positive Erfahrungen und berichten, dass viele Kolleg*innen echtes Interesse und Rücksichtnahme zeigen.
- Mehr Wissen bedeutet oft mehr Verständnis: Sie kennen das Phänomen: Wenn wir Menschen etwas nicht wissen, fangen wir an, zu spekulieren – häufig auch in kleinen Grüppchen. Dieser „Flurfunk“ lässt zuweilen wilde Gerüchte entstehen, die sehr verletzend sein können. Wenn Sie wegen Ihres Stomas öfter krankheitsbedingt ausfallen oder Ihr Stoma häufig Geräusche produziert, kann es erleichternd sein, sich zu erklären und die Gründe darzulegen.
- Ihr*e Stomatherapeut*in hilft Ihnen: Wenn Sie nach der OP in die Schule oder zur Arbeit zurückkehren, sind Sie nicht allein: Ihr*e Stomatherapeut*in wird Sie auf Ihrem Weg begleiten. Gemeinsam können Lösungen erarbeitet werden, wie Sie mit Ihrem Stoma im Alltag umgehen können.
Arbeit, Rente, Krankengeld & Co.: Fragen zum Thema „Arbeiten mit Stoma“
Arbeiten mit künstlichem Darmausgang ist eine besondere Herausforderung – der Staat erkennt dies an. Durch Ihr Stoma gelten Sie als schwerbehindert. So unliebsam sich dieser Begriff auch anhört, er verschafft Ihnen Anspruch auf Nachteilsausgleich.
Es wird sich für Sie lohnen, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Sie genießen als Schwerbehinderte*r zum Beispiel einen besonderen Kündigungsschutz und haben großzügigere Urlaubsregelungen. Übrigens: Auch Ihr*e Arbeitgeber*in profitiert davon, wenn Menschen mit Schwerbehinderung im Unternehmen eingestellt sind.
Zugegeben: Es ist nicht leicht, zu erfassen, worauf Sie Anspruch haben und wo Sie Unterstützung bekommen. Deswegen haben wir hier ein paar Links zu hilfreichen Stellen zusammengefasst:
Arbeitsfragen generell: Die Bundesagentur für Arbeit
Die Agentur für Arbeit ist Ihr erster Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Suche von Arbeitsstellen, Förderungen und beruflicher Rehabilitation.
Ausbildungsfragen: Berufsbildungswerk
Das Berufsbildungswerk kümmert sich um Fragen, die die Ausbildung von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen betreffen.
Beschäftigung Schwerbehinderter: Integrationsämter
Ziel der Integrationsämter ist es, die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen zu sichern und zu fördern.
Innerbetriebliche Fragen: Betriebsarzt/ Betriebsrat / Schwerbehindertenvertretung
Der Betriebsarzt steht Ihnen in allen arbeitsmedizinischen Fragen zur Seite und spricht sich ggfs. mit Ihren behandelnden Ärzt*innen ab.
Der Betriebsrat vertritt Ihre Interessen gegenüber dem Unternehmen. Die Schwerbehindertenvertretung ist das Pendant zum Betriebsrat. Diese Vertretung ist allerdings nur in den Betrieben gesetzlich vorgeschrieben, die mehr als fünf Schwerbehinderte/Gleichgestellte in Vollzeit beschäftigen.
Krankengeld und Reha: Krankenkasse
Wenn es um die Beantragung von Kuraufenthalten bzw. Rehabilitationsmaßnahmen oder Fragen zum Krankengeld geht, ist Ihre Krankenkasse der richtige Ansprechpartner.
Rentenfragen: Die Rentenversicherung
Die Deutsche Rentenversicherung ist Ihr Ansprechpartner für berufliche Rehabilitation. Sie entscheidet unter anderem über die Erwerbsminderungsrente.
http://www.deutsche-rentenversicherung.de/
Schwerbehindertenausweise: Versorgungsamt
Für die Feststellung der Schwerbehinderung ist das Versorgungsamt zuständig. Eine Liste der Versorgungsämter finden Sie mithilfe der Suchfunktion unter folgender Adresse:
https://www.rehadat-adressen.de/
Umschulungen und Fortbildungen: Berufsförderungswerk
Wenn durch Ihr Stoma Fortbildungen oder Umschulungen sinnvoll werden, unterstützt Sie das Berufsförderungswerk. Eine Liste regionaler Berufsförderungswerke finden Sie mithilfe der Suchfunktion unter:
https://www.rehadat-adressen.de/
Und auch wir stehen Ihnen selbstverständlich für alle Fragen zu Ihrer Karriere in Verbindung mit Stoma zur Verfügung. Profitieren Sie von der kostenfreien Sozialrechtsberatung durch unsere Expert*innen. Wir sind für Sie da, von Montag bis Freitag von 08:00 - 16:00 Uhr.