Sie haben sich erfolgreich abgemeldet.
Not registered yet?
Produktion und Vertrieb in Ostafrika
Im Jahr 2017 kaufte B. Braun eine Fabrik in Nairobi, Kenia – und eröffnete damit den zweiten Produktionsstandort auf dem afrikanischen Kontinent. Eines der erfolgreichsten Produkte, die hier in der Fabrik produziert werden, sind Augentropfen.
Um zu verstehen, warum Augentropfen zu einem der erfolgreichsten Produkte von B. Braun in Afrika gehören, sollte man durch die staubigen Straßen von Kibera, dem größten Township von Nairobi, gehen. Dort, wo 500.000 bis 700.000 Menschen dicht an dicht leben und die Straßen unbefestigt sind, muss man den Menschen in die Augen schauen. Oft sind sie gerötet, manchmal entzündet, durch Staub und Sonne gereizt. Wie viele Menschen in Kenia und auf dem Kontinent an der „roten Augenkrankheit“ leiden, wie das Syndrom hier genannt wird, darüber gibt es keine genauen Zahlen. Doch Fakt ist, dass in afrikanischen Ländern vielerorts Staub und Sand durch die Luft wirbeln.
„Wir beobachten hier eine hohe Anzahl bakterieller und nicht bakterieller Augenentzündungen oder auch klassischer Bindehautentzündungen“, sagt auch Torsten Dönhoff. Ein Grund seien die Umweltbedingungen und die oft mangelnde Hygiene. Torsten Dönhoff ist der Geschäftsführer der Niederlassung in Nairobi und für Ostafrika verantwortlich, wo B. Braun nicht nur Augentropfen, sondern auch Infusionslösungen herstellt. Der Bedarf für beide Produkte in Ostafrika ist hoch. Und auch für Infusionslösungen, die ein essenzieller Bestandteil der medizinischen Grundversorgung sind, gibt es nur wenige Produktionsanlagen in der Region.
Wie kann den vielen Menschen mit ihren roten, juckenden und schmerzenden Augen geholfen werden? Die Lösung ist nicht sehr schwierig: Eine Ampulle mit Augentropfen, angereichert, je nach Sorte, mit Zusatzstoffen wie Antibiotika oder Steroiden – und hergestellt in einer Fabrik in Nairobi. 2014 gründete B. Braun ein eigenes Büro in der kenianischen Hauptstadt. Damals war der Standort nur ein reines Marketingbüro, Händler kauften die B. Braun-Produkte und verkauften sie wieder. Im Jahr 2017 erstand B. Braun eine Fabrik, in der Nähe des Flughafens, nicht weit vom B. Braun-Büro. Bis zum Geschäftsjahr 2021 wurde die Produktionsstätte renoviert, um hier nach B. Braun-Standards Augentropfen und Infusionslösungen zu produzieren.
Torsten Dönhoff weiß, wie Geschäfte in Afrika funktionieren – oder auch mal nicht funktionieren: „Das Wichtigste ist, dass die Käufer Vertrauen zu uns haben, dass wir selbst in schwierigen Situationen liefern.“ B. Braun zeigte das immer wieder. Während der Coronapandemie stellte die Produktion in Nairobi zum Beispiel kurzerhand Injektionslösungen für die Impfkampagne in Ruanda her. Aus dem dabei aufgebauten Vertrauen leiteten sich Großaufträge für Infusionslösungen ab, die heute wesentlich zur Auslastung der Produktionskapazitäten beitragen. Die Kunden in Ruanda wurden trotz Mehrkosten während dieser Zeit aus Deutschland beliefert. „So wachsen Geschäftsbeziehungen“, sagt Dönhoff. „Wir lassen unsere Kunden nie hängen.” Flexibilität und Zuverlässigkeit: zwei Kriterien, die B. Braun den Marktzugang in einem hart umkämpften Markt ermöglichen.
“Das Wichtigste ist es, dass die Käufer Vertrauen zu uns haben, dass wir selbst in schwierigen Situationen liefern.”
Will man wissen, wo und wie die Augentropfen und Infusionslösung hergestellt werden, muss man sich auf die Mombasa-Road in Richtung Flughafen in Nairobi aufmachen. „Wir arbeiten daran, die Prozesse zu beschleunigen“, sagt Dönhoff, während er durch die Produktionshallen führt. In fünf Stationen mit wuchtigen Tanks, die mehrere Tausend Liter fassen, wird in der Fabrik als ein erster Schritt das Wasser so gereinigt, dass es für Infusionslösungen oder Augentropfen genutzt werden kann: Zuerst wird das Wasser gefiltert, dann werden durch die sogenannte „Umkehrosmose“ Kleinstpartikel und Mikroben beseitigt, in einem dritten Schritt wird das Wasser destilliert. Das gereinigte Wasser ist die Basis für die Augentropfen und wird anschließend mit den unterschiedlichen Wirkstoffen angereichert – zum Beispiel mit Antibiotika wie Gentamincin oder Chloramphenicol.
“Wir kontrollieren die Qualität der Augentropfen in sieben Laboren in der Fabrik. Diese Kontrolle ist sehr wichtig, um fehlerhafte Produkte auszusieben.”
0
Mitarbeiter*innen hat B. Braun in Kenia.
0
davon in der Produktion .
0
Apotheken werden im ganzen Land beliefert.
Für die Herstellung wird Kunststoffgranulat in weniger als zwölf Sekunden erhitzt, in Form einer Flasche gebracht und die Augentropfen-Flüssigkeit eingefüllt. Sobald die Plastikflasche abgekühlt ist, wird jede einzelne Flasche visuell von den Mitarbeiter*innen kontrolliert. Allein sieben Labore gibt es in der Fabrik, die unter anderem dazu dienen, die Qualität der Augentropfen zu kontrollieren. „Diese Kontrolle ist sehr wichtig, um fehlerhafte Produkte, in die zum Beispiel zu wenig Flüssigkeit eingefüllt wurde, auszusieben“, sagt Samuel Nganga Mwaniki, der Fabrik-Manager.
300.000 Packungen Augentropfen stellt B. Braun hier jeden Monat her. Dönhoff möchte die Produktion innerhalb eines Jahres verdoppeln und acht Millionen Packungen im Jahr produzieren und den Verkauf der Augentropfen in Kenia, aber auch in den angrenzenden Ländern vorantreiben. Auch an einem neuen Design der Verpackung wird gerade gearbeitet: Der Kunde soll sofort merken, dass die Augentropfen ein B. Braun-Produkt sind.
Nach zwei Jahren Produktion zeigen sich die Vorteile, die B. Braun als lokaler Hersteller pharmazeutischer Produkte im ostafrikanischen Markt hat. Es gelingt, sich von asiatischen Anbietern abzusetzen, die den ostafrikanischen Markt mit riesigen Mengen simpler Produkte versorgen und ihren Marktzugang durch Importeure finden, „deren Geschäftsgrundsätze sich nicht tiefgreifender von unseren unterscheiden könnten“, wie Torsten Dönhoff es beschreibt. Nach zwei Jahren im aktiven Vertrieb habe sich auch gezeigt, wie sich B. Braun in diesem Umfeld behaupten kann. Die in Nairobi hergestellten Produkte genießen einen exzellenten Ruf und der Vertrieb wird als kompetent und zuverlässig wahrgenommen. Dazu kommt, dass seit 2021 infolge der weltweit angestiegenen Fracht- und Rohstoffpreise auch die Versorgung aus Asien rückläufig ist – eine immense Chance für die lokale Produktion.
0
Zulassungen für 26 Augen- und Ohrentropfen in Kenia hat B. Braun.
0
Packungen Augentropfen stellt B. Braun jeden Monat her.
0 Mio.
Augentropfen wurden 2022 verkauft.
“Kenianer sind stolz, wenn sie ein Produkt verkaufen, das in ihrem Land hergestellt wird.”
Fragt man Dönhoff nach den Vorteilen, die daraus entstehen, ergänzt er: „Kenianer sind stolz, wenn sie ein Produkt kaufen, das in ihrem Land hergestellt wird.“ Das Standing bei den Kunden, so formuliert er es, sei ein ganz anderes, mit einem Produkt „made in Kenya“. Letztendlich könne man durch eine eigene Produktion die hohen Standards der B. Braun-Produkte und natürlich auch der Arbeitsbedingungen in den Fabriken in afrikanische Länder exportieren. Und einen Beitrag dazu leisten, die medizinische Versorgung zu verbessern und gleichzeitig die Mitarbeiter*innen in den Fabriken auszubilden. „Bei einer Entscheidung für eine eigene Produktion braucht es vor allem Mut“, sagt Dönhoff.
Kenia ist für B. Braun ein sehr guter Standort: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind stabil, es gibt eine wachsende Mittelschicht. Das Bildungsniveau ist hoch, so dass B. Braun neue Mitarbeiter*innen gewinnen kann. Einmal, erzählt Dönhoff, habe B. Braun neun neue Fabrikarbeiter*innen gesucht. Sie hatten einen Aushang am Tor angebracht. Am Ende meldeten sich mehr als 1.500 Arbeitsuchende, die bei B. Braun in der Fabrik daran arbeiten wollten, Augentropfen und Infusionslösungen herzustellen. Denn auch das wird durch eine eigene Produktion geschaffen: Arbeitsplätze in Kenia.
Ähnliches Thema
Mit Ihrem personalisierten Konto wird Ihr Online-Erlebnis einfacher, bequemer und sicherer.