Stille Risiken – mögliche Begleiterkrankungen bei chronischem Nierenversagen
Menschen mit chronischem Nierenversagen haben meist sehr komplexe Krankheitsbilder. Begleiterkrankungen – sogenannte Komorbiditäten – sind nicht selten, sondern eher die Regel.
Nephrolog*innen begreifen sich deshalb meist als interdisziplinäre Teamplayer, die eng mit Kolleg*innen anderer Fachrichtungen zusammenarbeiten.
Im Folgenden möchten wir Sie auf einige der häufigen Begleiterkrankungen chronischer Niereninsuffizienz aufmerksam machen: Anämie, Bluthochdruck, Ödeme, Osteopathie und Hauterkrankungen.
Anämie / Blutarmut
Worum es geht
Die renale Anämie ist eine durch Störungen der Nieren verursachte Blutarmut (renal = von der Niere ausgehend).
Warum renale Anämie entsteht
Gesunde Nieren produzieren Erythropoetin. Sportinteressierte kennen das Hormon vielleicht unter dem Begriff EPO. Erythropoetin ist für die Blutbildung verantwortlich und transportiert den Sauerstoff im Blut. Diese Funktion kann bei Nierenversagen eingeschränkt sein oder gänzlich verloren gehen – renale Anämie ist die Folge.
Was Ihre Nephrolog*innen dagegen tun
Biotechnisch hergestelltes Erythropoetin oder Eisenpräparate können die Bildung der roten Blutkörperchen fördern.
Hypertonie / Bluthochdruck
Worum es geht
Von Bluthochdruck spricht man, wenn der Messwert dauerhaft bei mindestens 140/90 mmHg liegt.
Wie chronische Niereninsuffizienz und Bluthochdruck zusammenhängen
Niereninsuffizienz ist oft die Folge von Bluthochdruck. Umgekehrt erhöht eine Niereninsuffizienz das Risiko für Bluthochdruck. Denn die Nieren sind für die Regulierung des Blutdrucks verantwortlich. Im Fall eines Nierenversagens gerät der Blutdruck außer Kontrolle, da zu viel Wasser im Körper ist.
Was Ihre Nephrolog*innen dagegen tun
Die Regulation Ihrer Trinkmenge und die Einstellung der Dialyse sind wichtige Maßnahmen. Darüber hinaus können blutdrucksenkende Medikamente gegeben werden.
Was Sie tun können
Folgende Tipps können dazu beitragen, den Blutdruck zu senken:
- Halten Sie sich an die ärztlich vorgeschriebene Trinkmenge.
- Sollten Sie übergewichtig sein, versuchen Sie, Gewicht zu verlieren.
- Verzichten Sie weitestgehend auf den Konsum von Alkohol.
- Reduzieren Sie Ihren Salzkonsum so weit wie möglich.
- Bevorzugen Sie wertvolle Fette mit Omega-3-Fettsäuren.
- Kommen Sie in Bewegung. Schon ein bisschen Sport kann eine merkliche Wirkung erzielen.
Ödeme / Wassereinlagerungen
Worum es geht
Ödeme sind sichtbare Wasseransammlungen im Körper.
Was Ödeme bei chronischer Niereninsuffizienz verursacht
Gesunde Nieren regulieren den Flüssigkeitshaushalt. Wenn die Nieren diese Funktion nicht mehr erfüllen können, verbleibt zu viel Wasser im Körper, in der Folge kann es zu Ödemen kommen.
Wie sich Ödeme äußern
Die Flüssigkeit sinkt zunächst nach unten und sammelt sich in den Beinen. Morgens sind die Beine meist weniger geschwollen als am Abend nach langem Stehen. Die Flüssigkeit sammelt sich aber auch im Gewebe und im Ernstfall im Lungengewebe an. Dort kann sie zu einem Lungenödem führen.
Was Ihre Nephrolog*innen dagegen tun
Ihre Nephrolog*innen werden Ihre Trinkmenge limitieren.
Was Sie tun können
Kontrollieren Sie regelmäßig Ihr Gewicht. Wenn Sie innerhalb von Tagen mehrere Kilo zunehmen, kann das an Flüssigkeitsansammlungen liegen. Reden Sie mit Ihrem behandelnden Dialyseteam darüber.
Osteopathie / Knochenschwund
Worum es geht
Bei der renalen Osteopathie – renal bedeutet von den Nieren ausgehend – handelt es sich um das, was landläufig als „Knochenschwund“ bezeichnet wird. Die Knochen verlieren an Elastizität und Stabilität, sie brechen schneller.
Knochendichtemessungen geben Aufschluss darüber, ob eine Osteopathie vorhanden ist.
Was Ihre Nephrolog*innen dagegen tun
Osteopathie durch Nierenversagen wird meist durch die Gabe von Vitamin D und Calcium vorgebeugt oder entgegengewirkt. Auch Phosphatbinder dienen der Eindämmung und Behandlung von Osteopathie.
Juckreiz / Urämischer Pruritus
Worum es geht
Menschen mit chronischer Niereninsuffizienz leiden häufig unter Hauttrockenheit und Juckreiz (Pruritus).
Warum urämischer Pruritus entsteht
Die Ursachen des urämischen Pruritus sind noch nicht eindeutig geklärt.
Was Ihre Nephrolog*innen dagegen tun
Wichtig ist die Behandlung mit Cremes und die Abstimmung der Körperpflegeprodukte auf Ihre Symptomatik. Der Stoffwechsel wird optimiert. Auch UVB-Bestrahlung kann helfen, die Symptome zu lindern.