Stomaarten1
Stomata werden nach dem betroffenem Organ benannt. Der Begriff Enterostoma bezeichnet künstliche Dick- und Dünndarmausgänge (früher auch: Anus praeter).
Wird der Ausgang am Dünndarm angelegt, heißt er Ileostoma; wird er am Dickdarm angelegt, heißt er Kolostoma.
Das Urostoma ist ein operativ angelegter Blasenausgang. Hier werden verschiedene Operationsarten unterschieden.
Kolostoma
Das Kolostoma bezeichnet alle operativ angelegten Stomata des Dickdarms.
Lokalisationen der Kolostomie
Es kann sowohl im Kolon ascendens wie auch im Kolon transversum, Kolon descendens oder im Kolon sigmoideum liegen. Abhängig von der Lokalisation gibt es die Transversostomie (Kolon Transversum), die Coecostomie (abgeleitet vom Caecum – Blinddarm) und die Sigmoidostomie (Kolon Sigmoidum).
Die Transversostomie liegt meist im Oberbauch. Die Kolostomie liegt im linken Unterbauch.
Kontraindikationen
Bei der familiären adenomatösen Polyposis ist eine Kolostomie nicht möglich, da hier operativ der gesamte Grimmdarm entfernt wird. Die Lokalisation ist abhängig vom operierten Darmabschnitt.
Ausscheidungen
Der Stuhlgang gestaltet sich abhängig von der Lokalisation. Er kann breiig bis geformt sein. Die Exkremente sind jedoch weniger aggressiv als bei der Ileostomie, da bei diesen Stomata eine weitgehende Verdauung / Wasserrückresorption stattgefunden hat.
Besonderheiten in der Versorgung
Die Versorgung einer Kolostomie gestaltet sich „einfacher“ als bei der Ileostomie, da das Kolostoma keine kontinuierliche Stuhlförderung besitzt. Hier wird der Stuhlgang portionsweise abgegeben.
Betroffene mit einer Kolostomie erhalten ein sogenanntes geschlossenes System. Der Beutel muss nicht entleert werden, sondern wird mit dem Inhalt entsorgt und es wird ein neues, sauberes System auf das Stoma aufgebracht.
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Ileostoma
Als Ileostomie bezeichnet man den künstlich angelegten Ausgang des Dünndarms. Dieser kann sowohl endständig als auch doppelläufig angelegt sein.
Die Lokalisation befindet sich meist im rechten Unterbauch. Der Stuhlgang ist dünnflüssig und aggressiv.
Indikationen
Gründe für eine Ileostomie sind familiäre adenomatöse Polyposis, Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn, Karzinome des Darmes, infiltrierende Karzinomerkrankungen oder das Erreichen eines palliativen Lebensstadiums.
Versorgung
Dieses Stoma wird mit sogenannten Ausstreifbeuteln versorgt, da die Stuhlmenge relativ hoch ist und dieser leicht in das Toilettenbecken entleert werden kann.
Abhängig von der genauen Lage des Ileostomas kann eine Vitamin B12-Substitution nötig werden, da die Resorption über den Darm nicht mehr möglich ist.
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Urostoma
Eine Sonderform im Bereich der Enterostomien stellt die Urostomie dar.
Es werden vier Formen unterschieden:
- Transureteroureterocutaneostomie (TUUC)
- Ileumconduit
- MAINZ-Pouch 1
- Nephrostomie
Zu 1: TUUC
Bei der TUUC werden die Harnleiter direkt an die Hautoberfläche ausgeleitet.
Dies kann sowohl einseitig als auch beidseitig erfolgen.
In seltenen Fällen werden die Harnleiter vor Ausleitung noch miteinander verbunden, so dass nur ein Harnleiterausgang zu finden ist.
Die TUUC nennt man auch Ureterocutaneostomie oder Harnleiterhautfistel. Bei dieser Form der Harnableitung werden die Harnleiter geschient. Diese Schiene verläuft vom Nierenbecken über den Harnleiter bis über das Hautniveau.
Da diese Form des Stomas häufig zu Stenosierungen neigt, bleiben die Harnleiter ständig geschient. Der Patient muss vom Urologen alle vier Wochen die Harnleiterschienen wechseln lassen.
Die TUUC wird heute nur noch zur palliativen Versorgung angewendet.
Wenn nur ein künstlicher Ausgang angelegt wird, so findet sich das Stoma meist auf der rechten Seite.
Zu 2: Ileumconduit
Beim Ileumconduit wird aus einem ca. 12 bis 15 cm langen Stück des Ileums ein Reservoir gebildet. Vorteil gegenüber der TUUC ist die leichtere Versorgung.
Auch müssen bei dieser Operationsform anschließend keine Harnleiterschienen auf Dauer angebracht werden.
Zu 3: MAINZ-Pouch 1
Der Begriff MAINZ bezeichnet die Bildung einer Ersatzblase aus Ileum und Kolon (Mixed Augmentation Ileum and Zecum). Dabei werden ca. 40 cm Kolon und 20 cm Ileum zu einem Reservoir geformt. In dieses werden dann die beiden Harnleiter abgeleitet.
Damit das Stoma kontinent ist, wird aus dem Wurmfortsatz ein Ventil mittels Invagination operiert. Sollte der Patient keinen Wurmfortsatz mehr besitzen, wird hier anstelle dessen ein weiteres 20 cm langes Ileumsegment verwendet.
Dieses Ventil wird operativ über den Bauchnabel ausgeleitet. Zur Entleerung der neuen Blase werden die Betroffenen zur Einmalkatheterisierung angeleitet. Das reguläre Füllungsvolumen einer so operierten Blase beträgt ca. 300 bis 600 ml. Grundlage für eine solche Operation sind motivierte, medizinisch geeignete Betroffene.
Bei dem MAINZ-Pouch handelt es sich um eine heterotope (Rekonstruktion der Harnblase an anderer Stelle), kontinente Harnableitung nach erfolgter Zystektomie.
Kontraindikationen für den MAINZ-Pouch sind sowohl schwere Allgemeinerkrankungen und geringe Lebenserwartung wie auch schlechte Nierenfunktion, vorbestrahlter Darm, Kurzdarmsyndrom, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa oder mangelnde Compliance des Betroffenen.
Zu 4: Nephrostomie
Eine Sonderform der perkutanen Harnableitung und somit eines feuchten Stomas ist die Nephrostomie. Bei dieser Ableitung wird ein Katheter über die Haut direkt in das Nierenbecken gelegt. Auf diese Art angelegte Harnableitungen werden mittels Schlauchableitung versorgt.
Urostoma
Zu 1: TUUC
Bei der TUUC werden die Harnleiter direkt an die Hautoberfläche ausgeleitet. Dies kann sowohl einseitig als auch beidseitig erfolgen.
Zu 2: Ileumconduit
Beim Ileumconduit wird aus einem ca. 12 bis 15 cm langen Stück des Ileums ein Reservoir gebildet.
Zu 3: Mainz-Pouch 1
Der Begriff MAINZ bezeichnet die Bildung einer Ersatzblase aus Ileum und Kolon (Mixed Augmentation Ileum and Zecum).
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Endständige und doppelläufige Stomaaanlagen
Bei den Stomaanlagen werden zwei Formen unterschieden:
Die endständige Stomaanlage bedingt eine komplette Durchtrennung des Darmstranges. Infolge dessen wird nur der stuhlfördernde Schenkel an die Oberfläche abgeleitet. Der ausgeschaltete Schenkel wird hierbei entweder entfernt oder verschlossen (OP nach Hartmann).
Etwa bis in die 30er Jahre galt diese Form der Stomaanlage als nicht korrigierbar. Zu dieser Zeit entwickelte der französische Chirurg Henri Albert Hartmann eine OP-Variante, bei der die endständige Kolostomie nach Rekonstruktion wieder rückverlagert werden konnte. Diese Eingriffsform findet bis heute Anwendung vor allem bei Rektumkarzinomen und bei der Divertikulitis.
Bei dem endständigen Dünndarmausgang ist eine Rückverlegung generell nicht mehr möglich.
Bei der doppelläufigen Stomaanlage wird der Darm nur zur Hälfte durchtrennt.
Bei dieser Form der Stomaanlage bleiben sowohl zuführender, als auch abführender Schenkel erhalten. Die beiden Öffnungen werden zirkulär an der Austrittsstelle vernäht.
Reiter
Um ein Abrutschen des Stomas in den Bauchraum zu vermeiden, wird unter die hervorgeholte Darmschleife ein sogenannter Reiter gelegt. Dieser bildet eine Brücke und hält so den nicht durchtrennten Darmteil oberhalb der Bauchdecke. Der Reiter wird nach ca. 10 Tagen entfernt. Die Ränder sind fest miteinander verwachsen, so dass ein Abrutschen des Darmes nicht mehr erfolgen kann.
Eine doppelläufige Stomaanlage erfolgt aus verschiedenen Gründen. Die häufigste Indikation ist eine geplante spätere Rückverlegung des Darmes unter Wiederherstellung des normalen kontinenten Stuhlverhaltens.
Aber auch aufgrund einer palliativen Indikation wird ein solches Stoma angelegt, da dieser Eingriff wesentlich kleiner ist als eine endständige Anlage. Die doppelläufige Stomaanlage kann sowohl im Dünndarm wie auch im Dickdarm erfolgen.
1 Autor: Burkhard Kneiseler, exam. Krankenpfleger m. W. Pflegeexperte Stoma, Kontinenz & Wunde (ECET)