Händehygiene
Die Sicherheit liegt in Ihren Händen

Händehygiene

Ein Handschlag zur Begrüßung, das Öffnen einer Tür, der Griff zum Schein im Portemonnaie – wir verbreiten täglich vollkommen selbstverständlich Keime und setzen uns ihnen aus. Allein auf unseren Händen befinden sich ca. 10 Millionen pathogene Mikroorganismen – eine beeindruckende Zahl, die die Hand zu einem bedeutenden Risikofaktor macht. Dies gilt insbesondere im Gesundheitswesen. Entsprechend stellt die Händehygiene jede Arztpraxis, jede Klinik, jedes ambulante OP-Zentrum und jede andere medizinische Einrichtung vor große Herausforderungen – und bietet gleichzeitig ein enormes Verbesserungspotenzial für das Hygienemanagement.

Wenn das Leben in unseren Händen liegt

Wie wichtig Händehygiene ist, zeigt das Video. Theresa steht exemplarisch für eine von Millionen Patienten, die sich jährlich mit multiresistenten Krankenhauskeimen infizieren: 31 Prozent aller operierten Patienten teilen ihr Schicksal. Anders als Theresa überleben es viele nicht. Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge könnten 5 bis 8 Millionen Menschenleben jährlich gerettet werden, wenn Ärzte und Klinikpersonal sich die Zeit für die notwendige Händehygiene nehmen würden.  Sie dauert nur wenige Sekunden, aber sie kann über Leben und Tod entscheiden. 

Theresa zeigt uns, dass das Leben zuweilen tatsächlich in unseren Händen liegt.

So betont auch das Robert Koch-Institut die Effektivität des Desinfizierens der Hände als bedeutendste Maßnahme zur Infektionsprävention:

„Die Hände des Personals sind das wichtigste Übertragungsvehikel von Krankheitserregern [1,2,3,4,5,6]. Deshalb gehört die Händehygiene zu den wichtigsten Maßnahmen zur Verhütung von Krankenhausinfektionen.“  Quelle: Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut

Wir wollen medizinische Einrichtungen darin unterstützen, dieses Präventionspotenzial zu nutzen. Ziel ist hierbei auch, an der Compliance des Personals hinsichtlich der Händehygiene zu arbeiten. Folgende Informationen haben wir für Sie zusammengestellt:

  • Hygienische Händedesinfektion
  • Chirurgische Händedesinfektion
  • Pflege von Haut und Händen
  • Handschuhe
  • Antworten auf häufig gestellte Fragen

Hygienische Händedesinfektion

Die Hände stellen für das Personal die wichtigsten Werkzeuge im Praxis- oder Klinikalltag dar. Gerade deswegen sind sie allerdings auch der häufigste Weg für die Übertragung von nosokomialen Infektionen. Einen effektiven und einfachen Schutz gegen nosokomiale Infektionen bietet hier die korrekt durchgeführte Händedesinfektion. Alle notwendigen Schritte finden Sie auf unserem Poster zur hygienischen Händedesinfektion im Detail beschrieben oder klicken Sie auf den nebenstehenden Film.

Poster zur hygienischen Händedesinfektion

Beschreibung Dokument Link

Gemeinsam gegen Corona

Corona

Sie sind in einem medizinischen Fachberuf tätig und möchten mehr zum Thema Händehygiene erfahren? Mögliche Übertragungswege und Infektionsquellen kennen und wissen, wann die Hände gewaschen und wann sie desinfiziert werden sollten? Antworten auf diese Fragen und vieles mehr finden Sie in unserem speziellen E-Learning-Modul, welches wir Ihnen zur Verfügung stellen. Hier gehts zum E-Learning

 

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Händehygiene

  • An Händen und Unterarmen dürfen keine Ringe (einschließlich Eheringe), Armbänder, Armbanduhren oder Piercings getragen werden.
  • Fingernägel sollten kurz und abgerundet geschnitten sowie mit den Fingerkuppen abschließend sein.
  • Künstliche und gegelte Fingernägel sind verboten.
  • Die Hände sollten keine Verletzungen des Nagelbetts, Entzündungsherde oder andere Verletzungen, insbesondere Schnittverletzungen etc. aufweisen.
  • Das Händedesinfektionsmittel sollte auf trockene Hände aufgetragen werden.
  • Im Falle einer möglichen Kontamination mit Viren muss sichergestellt sein, dass das zu verwendende Produkt ein breites Wirkungsspektrum hat und gegen die entsprechenden Viren wirksam ist.

Hygienische Händedesinfektion ist erforderlich(1)

  • Vor dem Betreten der reinen Seite der Personalschleuse von Operationsabteilungen, Sterilisationsabteilungen und anderen Reinraumbereichen
  • Vor invasiven Maßnahmen, auch wenn dabei Handschuhe (steril oder nicht sterilisiert) getragen werden
  • Vor dem Kontakt mit Patienten, die im besonderen Maße infektionsgefährdet sind
  • Vor Tätigkeiten mit Kontaminationsgefahr
  • Vor und nach jeglichem Kontakt mit Wunden
  • Vor und nach Kontakt mit dem Bereich von Einstichstellen von Kathetern, Drainagen etc.
  • Nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Gegenständen, Flüssigkeiten oder Flächen
  • Nach Kontakt mit Patienten, von denen Infektionen ausgehen können oder die mit Erregern von besonderer krankenhaushygienischer Bedeutung besiedelt sind
  • Nach Ablegen von Schutzhandschuhen bei stattgefundenem oder wahrscheinlichem Erregerkontakt oder massiver Verunreinigung

Referenzen: (1) Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut – Händehygiene

Chirurgische Händedesinfektion

Ob bei der Vorbereitung eines operativen Eingriffs oder währenddessen: Stets ist die Minimierung von Risiken eines der obersten Gebote aller Hygienemaßnahmen. Die korrekte Desinfektion der Hände – die des Operateurs wie auch allen anderen an der Operation Beteiligten – ist unabdingbar, um eine etwaige Infizierung des Patienten während des Eingriffs zu vermeiden. Daher zielt die chirurgische Händedesinfektion auf eine weitreichende und möglichst lang anhaltende Reduktion der transienten und vor allem der resistenten Hautflora ab. Alle notwendigen Schritte finden Sie auf unserem Poster zur chirurgischen Händedesinfektion im Detail beschrieben.

Poster zur chirurgischen Händedesinfektion

Beschreibung Dokument Link

Hintergrund-Informationen: Resistente Keime

Ein pH-Wert um 5,5 und ein relativ niedriger Feuchtigkeitsgehalt – auf der gesunden Haut herrschen gute Wachstumsbedingungen für die überwiegend grampositive Bakterienflora. Diese Flora wird als residente Flora bezeichnet. Resistente Keime zeichnen sich durch ein besonderes Haftvermögen aus. Sie besiedeln hauptsächlich die oberen Schichten der Hornschicht (Stratum corneum) sowie die oberen Anteile der Haarfollikel und der Talgdrüsenausführungsgänge. Etwa 20 % der Mikroorganismen sind noch in Schichten tiefer als 0,3 mm nachweisbar. Diese Keimflora schadet dem gesunden Menschen normalerweise nicht; allerdings stellt sie für Wunden und damit für Patienten ein Risiko dar und kann nur durch die chirurgische Händedesinfektion reduziert werden. Sie erfordert daher im Vergleich zur hygienischen Händedesinfektion eine längere Einwirkzeit, um bis in die Tiefe zu wirken.

Bedingungen für die chirurgische Händedesinfektion(1)

  • Fingernägel müssen kurz und rund geschnitten sein.
  • Es dürfen keine Nagelbettverletzungen oder entzündliche Prozesse vorhanden sein.
  • Ausschließlich Nägel und Nagelfalze sollen bei Bedarf mit weicher (!), (thermisch) desinfizierter Kunststoffbürste und hygienischem Handwaschpräparat gereinigt werden.
  • Bürsten der Hände und Unterarme ist wegen Hautirritationen und höherer Keimabgabe zu unterlassen.
  • Armaturen und Spender dürfen nicht über Handkontakt bedient werden.

Vorbereitung und Durchführung(1)+(2):

  • Vor der am OP-Tag erstmalig durchgeführten chirurgischen Händedesinfektion die Hände und Unterarme bis zum Ellenbogen mit nach oben gerichteten Fingerspitzen und tief liegendem Ellenbogen mit einem Handwaschpräparat etwa 30-60 Sekunden waschen.
  • Ausschließlich Nägel und Nagelfalze sollen bei Bedarf mit einer weichen Kunststoffbürste und einem hygienischen Handwaschpräparat gereinigt werden.
  • Von einem Bürsten der Hände und Unterarme ist wegen Hautirritationen und höherer Keimabgabe abzusehen und ist maximal auf hartnäckige Verschmutzungen zu beschränken.
  • Nach der Waschphase werden die Hände und Unterarme mit einem keimarmen Handtuch oder einem sterilen Tuch abgetrocknet.
  • Zwischen Händewaschung und chirurgischer Händedesinfektion soll ein Abstand von möglichst >10 Minuten eingehalten werden.
  • Bei nachfolgenden chirurgischen Händedesinfektionen ist die Seifenwaschung nicht erforderlich, sofern die Hände nicht sichtbar verschmutzt sind.
  • Bei der Händedesinfektion werden innerhalb der vom Hersteller deklarierten Einwirkungszeit zunächst die Hände und Unterarme benetzt. Danach wird das Händedesinfektionsmittel analog wie bei der hygienischen Händedesinfektion in beide Hände eingerieben. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Fingerkuppen, der Nagelfalze und den Fingerzwischenräumen. Wichtig hierbei ist, dass die Hände während der gesamten Einwirkzeit gut angefeuchtet bleiben.
  • Handschuhe nicht mit feuchten Händen anziehen.

Referenzen:
(1) Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut – Händehygiene
(2) AWMF-Leitlinie 029/027 – Händedesinfektion und Händehygiene

Hände- und Hautpflege

Häufiges Waschen und Desinfizieren, ständiger Kontakt mit verschiedenen Substanzen oder häufiges Tragen von Latexhandschuhen –  die berufliche Tätigkeit und steigende Umweltbelastungen führen zu einer hohen Beanspruchung der Hände. Hautprobleme sind immer öfter die Folge. Beruflich bedingte Hauterkrankungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen und stehen in der Liste der gemeldeten Berufskrankheiten inzwischen an erster Stelle. Klar ist: Verletzungen, Ekzeme und andere Hautkrankheiten sind kein rein ästhetisches Problem. Sie haben hohe hygienische Relevanz. Deshalb gelten Hautschutz, Hautreinigung und Hautpflege als ein wesentlicher Teil des Arbeitsschutzes und werden in der "Allgemeinen Präventionsleitlinie Hautschutz" der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) beschrieben.

Hautschutz

Der Einsatz von Präparaten zum Hautschutz ist vor allem bei Feuchtarbeiten und bei besonders hautbelastenden Tätigkeiten wichtig. So wird die Widerstandsfähigkeit der Haut gestärkt. Die Berufsgenossenschaft empfiehlt, Hautschutzmittel einzusetzen:

  • Vor Arbeitsbeginn
  • Vor den jeweiligen Tätigkeiten mit Feuchtigkeitskontakt
  • Vor dem Tragen von Handschuhen
  • In den Pausen

Hautreinigung

Häufiges Reinigen der Hände entzieht der Haut die schützenden Lipide und beeinträchtigt ihre natürliche Schutzfunktion. Aus diesem Grund sollte unnötiges Händewaschen vermieden werden. Gemäß AWMF-Leitlinie „Händehygiene“ sollte eine Händewaschung durchgeführt werden:

  • Vor Arbeitsbeginn
  • Bei sichtbarer Verschmutzung
  • Vor dem Essen
  • Nach dem Toilettengang
  • Bei ästhetischem Bedürfnis

In medizinischen Bereichen ist ein Flüssigpräparat aus einem Spender zu benutzen.

Hautpflege

Um die Auswirkungen auf der Haut vom Händewaschen und -desinfizieren zu minimieren, ist es wichtig, auf eine ausreichende Hautpflege zu achten. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Mitarbeiter selbst, denen lästige Hautreizungen und -erkrankungen erspart bleiben sollen: Geschädigte Hände können nicht mehr ausreichend desinfiziert werden, da sich Keime in den geschädigten Hautarealen einnisten und so für das Desinfektionsmittel nicht mehr zugänglich sind. Bereits kleinste Risse und Mikrotraumen sind für Erreger ausreichend, das Risiko der Infektionsübertragung steigt.

Um dieses Risiko zu minimieren, sollte die Hautpflege durchgeführt werden:

  • Nach dem Händewaschen
  • In den Pausen
  • Nach Arbeitsende
  • In der Freizeit
  • Bei Bedarf

FAQ's

Dieses brennende Gefühl auf der Haut ist häufig durch eine bereits vorliegende Hautirritation zu erklären. Durch häufiges Händewaschen oder Handschuhe kann die Schutzschicht der Haut angegriffen werden. Meist hat das brennende Gefühl eine Reduzierung der Händedesinfektion und ein vermehrtes Händewaschen zur Folge. Dadurch wird die Haut weiter geschädigt, da warmes Wasser und Reinigungssubstanzen die Schutzschicht mehr und mehr angreifen.
Entzündliche Hautreaktionen treten bei bis zu 30 % aller im medizinischen Bereich beschäftigten Personen auf. Allergische Reaktionen sind im Gegensatz sehr selten; ihre Ursachen liegen meist in einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber einigen Inhaltsstoffen von Desinfektionsmitteln (Glutaraldehyd, Formaldehyd und Glyoxal) oder Handschuhen (Latex).
Allergische Reaktionen gegen die alkoholischen Wirkstoffe der Händedesinfektionsmittel wurden vereinzelt in der Literatur beschrieben, sind in der Praxis aber äußerst selten.

Zunächst sollte man genau überprüfen, wie die Hände gewaschen werden. Es sollte sichergestellt sein, dass kaltes Wasser verwendet wird und Seifenreste gründlich abgespült werden. Sollten weitere Hautirritationen auftreten, ist es sinnvoll, beim betroffenen Mitarbeiter einen Epikutantest mit den Inhaltsstoffen der Waschlotion durchzuführen. Bei gereizter Haut empfehlen wir unsere Produkte.

  • An Händen und Unterarmen dürfen keine Ringe (einschließlich Eheringe), Armbänder, Armbanduhren oder Piercings getragen werden.
  • Fingernägel sollten kurz und abgerundet geschnitten sowie mit den Fingerkuppen abschließend sein.
  • Künstliche und gegelte Fingernägel sind verboten.
  • Die Hände sollten keine Verletzungen des Nagelbetts, Entzündungsherde oder andere Verletzungen, insbesondere Schnittverletzungen, etc. aufweisen.
  • Das Händedesinfektionsmittel sollte auf trockene Hände aufgetragen werden.
  • Die entsprechende Einwirkzeit des jeweiligen Präparates ist zu berücksichtigen.
  • Im Falle einer möglichen Kontamination mit Viren muss sichergestellt sein, dass das zu verwendende Produkt ein breites Wirkungsspektrum hat und gegen die entsprechenden Viren wirksam ist.

Die Hände sollten vor Arbeitsbeginn, bei sichtbarer Verschmutzung, vor dem Essen, nach dem Toilettengang und bei ästhetischem Bedürfnis gewaschen werden. Nach einer Händewaschung sollten die Hände mit einer Hautpflege eingecremt werden.

Die Hände sollten mit einer milden Waschlotion gewaschen werden. Das Wasser sollte kalt sein. Alle Seifenreste müssen sorgfältig abgespült werden.

Beim medizinischen Personal tritt die nichtallergische Kontaktdermatitis vor allem in den Fingerzwischenräumen und auf den Handrücken auf. Raue, schuppige Haut herrscht bei nur geringfügiger Entzündung vor. Das wichtigste Symptom ist ein Brennen der Haut.

  • Nach dem Händewaschen
  • In den Pausen
  • Nach Arbeitsende
  • In der Freizeit
  • Bei Bedarf
  • Benutzen Sie eine Nagelbürste nur, wenn die Fingernägel schmutzig sind.
  • Spülen Sie alle Seifenreste gründlich ab.
  • Trocknen Sie die Hände sorgfältig nach dem Waschen ab.
  • Wenden Sie ein Händedesinfektionsmittel niemals auf feuchten Händen an.
  • Verteilen Sie das Händedesinfektionsmittel bis es vollständig abgetrocknet ist, unter Beachtung der Einwirkzeit
  • Ziehen Sie die Handschuhe nur an, wenn die Hände vollständig abgetrocknet sind.
  • Benutzen Sie regelmäßig Handcreme.

Wandspender fördern bei unzureichender Aufbereitung und Pflege den Inhalt häufig mangelhaft, weil die Pumpe durch Rückstände verengt wird. Daher müssen die Spender spätestens vor dem erneuten Füllen oder auch z. B. nach längeren Urlaubsphasen gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Die genaue Anleitung zur Aufbereitung finden Sie in unserem Praxis Tipp „Aufbereitung Wandspender“.

(1) RKI Empfehlung "Infektionsprävention in der Zahnheilkunde", Abschnitt 3.2.1 Schutzhandschuhe, Bundesgesundheitsblatt 4: 2006
(2) AWMF-Leilinien zur Hygiene in Klinik und Praxis, AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 029/027, Link http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/029-027.html, Herausgeber: Arbeitskreis "Krankenhaus- & Praxishygiene" der AWMF sowie Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG), 2008