Katheterassoziierte Komplikationen bei Inkontinenz

Autsch! Wie Sie katheterassoziierte Komplikationen erkennen und vermeiden.

Mit einer guten Hygiene kann man viel tun, um Komplikationen, die im Rahmen der Katheterisierung entstehen, zu vermeiden.

Manchmal allerdings hilft alle Vorsicht nicht. Wir möchten Ihre Aufmerksamkeit für Veränderungen schärfen, die auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Damit sie Komplikationen früh erkennen und entsprechende Maßnahmen einleiten können.

Generell gilt: Ihre Ärztin oder Ihr Arzt ist immer die beste Anlaufstelle, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt. Kontaktieren Sie deshalb bei Schmerzen oder Veränderungen, die Sie beunruhigen, immer Ihre Arztpraxis.

Art und Häufigkeit von Komplikationen hängen auch mit der Art der Katheterisierung zusammen.

Die aseptische intermittierende Katheterisierung (IK) bzw. intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK) gilt als eine komplikationsarme Methode zur Entleerung der Harnblase für Betroffene mit Blasenentleerungsstörungen.

Laut medizinisch-pflegerischen Leitlinien ist die Methode des IK/ISK jeglicher Form des Dauerkatheterismus vorzuziehen.

Es gibt bei der Auswahl der Therapiemethode zahlreiche Einflussfaktoren und Kontraindikationen zu beachten, weshalb die Therapiehoheit stets dem Arzt obliegt.

Im Folgenden gehen wir näher auf potenzielle Komplikationen in der Anwendung mit Einmal- oder Dauerkathetern ein.

Im Folgenden haben wir einige der geläufigen Komplikationen aufgeführt, die im Zusammenhang mit dem intermittierenden (Selbst-) Katheterisieren entstehen können.

Komplikationen beim intermittierenden Katheterisieren (IK/ISK)

Die wohl häufigsten Komplikationen, die im Zusammenhang mit dem intermittierenden Katheterisieren beobachtet werden, sind Harnwegsinfektionen (HWI).

Seien Sie wachsam für die typischen Symptome:

  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Erhöhte Frequenz der Blasenentleerung
  • Verstärkter Harndrang
  • Dunkler und stark riechender Urin
  • Blut/Flocken im Urin
  • Trüber Urin
  • Fieber/Schwitzen
  • seitliche Bauch- und Unterbauchschmerzen (Flankenschmerz)

Fast immer lösen Bakterien Harnwegsinfektionen aus. Aber auch Viren, Pilze oder Parasiten sind mögliche Verursacher.

Deshalb ist es so immens wichtig, dass Sie beim intermittierenden Katheterisieren auf bestmögliche Hygiene achten.

Tipps zur Vermeidung von katheterassoziierten Harnwegsinfektionen:

  • Waschen und desinfizieren Sie Ihre Hände
  • Reinigen Sie den Intimbereich (rund um die Kathetereintrittspforte) mit einer Kompresse und einer Lösung zur antimikrobiellen Reinigung (z. B. Prontoderm©)
  • Fassen Sie nur den Griff bzw. den Konnektor an und berühren Sie nicht den Katheter selbst
  • Nutzen Sie einen neuen Katheter, wenn Sie ihn vor dem Einführen versehentlich berührt haben oder die Verpackung beschädigt ist.
  • Ziehen Sie den Katheter langsam heraus undentleeren Sie die Blase vollständig.

Verletzungen an der Harnröhre sind ebenfalls eine nicht unübliche Komplikation bei Personen, die die intermittierende Katheterisierung anwenden.

Typische Symptome für Harnröhrenverletzungen sind:

  • Hämatome,
  • Blut im Urin und
  • Schwierigkeiten beim Einführen des Katheters.

Tipps zur Vermeidung von Harnröhrenverletzungen durch den Katheter:

Die richtige Handhabung ist entscheidend, wenn Harnröhrenverletzungen vermieden werden sollen. Ausgebildetes und erfahrenes Fachpersonal kann Ihnen dabei helfen, indem es die Ausführung anleitet und die Handhabung überprüft. 

Komplikationen beim Einsatz transurethraler und suprapubischer Dauerkatheter

Transurethral bedeutet „durch die Harnröhre“. Bei der transurethralen Dauerkatheterisierung verbleibt der Katheter über einen Zeitraum von mehreren Tagen in der Blase und wird dann gewechselt. In diesem Fall wird der Urin permanent abgeleitet.

Komplikationen beim transurethralen Dauerkatheter

Transurethrale Dauerkatheter werden mit folgenden Komplikationsrisiken in Zusammenhang gebracht:

  • Harnwegsinfektionen
  • Harnröhrenstrikturen (Verletzungen)
  • Harnröhrenverengungen
  • Entstehung eines Biofilms auf dem Katheter (Schleimfilm, auf dem sich Bakterien etc. befinden)
  • Verstopfung des Katheters
  • Keimwanderung
  • Infektionen

Wichtig ist, diesen Komplikationen schnell entgegenzuwirken. Je weiter sie fortschreiten, desto schwerwiegender können die Folgen sein.

Seien Sie deshalb sehr aufmerksam, wenn Sie folgende Symptome an sich beobachten:

  • Fieber und Schwitzen
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • dunkler und stark riechender Urin
  • Blut oder Flocken im Urin
  • trüber Urin
  • seitliche Bauch- und Unterbauchschmerzen (Flankenschmerz)
  • Verfärbung des Urinbeutels

Sollten diese Symptome bei Ihnen auftreten, wenden Sie sich bitte umgehend an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt. Sie werden eine Diagnose stellen und die richtige Behandlung einleiten.

Versuchen Sie bitte niemals, sich selbst zu therapieren!

Psychische Belastungen

Manche Menschen mit transurethralem Dauerkatheter leiden unter dem permanenten Gefühl „zur Toilette zu müssen“.

Grund für diesen Eindruck kann ein zu dicker Katheter (eine zu große Charrieregröße) und eine zu große Blockung sein. Sie stimulieren das Nervengeflecht in der Blase und senden so ein Fehlsignal an das Gehirn.

Um diesen dauerhaft empfundenen Harndrang „abzustellen“ empfiehlt es sich, eine kleinere Charrieregröße sowie eine geringere Blockung zu wählen.

Komplikationen vermeiden

Um Komplikationen im Zusammenhang mit dem transurethralen Dauerkatheter zu vermeiden, sind folgenden Aspekte zu berücksichtigen:

  1. Die Wahl des richtigen Katheters
  2. Die Wahl der angemessenen Kathetergröße
  3. Die Wahl des passenden Kathetermaterials
  4. Die Liegedauer des Katheters

Der suprapubische Dauerkatheter (kurz: SPK, auch „Bauchdeckenkatheter“) wird im Rahmen eines operativen Eingriffs durch einen Arzt gelegt. Die Anlage erfolgt durch die Bauchdecke in die volle Harnblase.1

Gegenüber des transurethralen Katheters hat der suprapubische den Vorteil, die Häufigkeit von Harnwegsinfektionen deutlich zu reduzieren und Harnröhrenkomplikationen zu vermeiden.

Dennoch kann es auch hier zu Komplikationen kommen.

Fehlpunktion

Während der OP können durch eine Fehlpunktion Nachbarorgane beschädigt werden, z.B. der Darm.

Blutungen

Der Eingriff birgt das Risiko von Blutungen innerhalb und außerhalb der Blase.

Infektionen und Entzündungen

Es besteht die Gefahr, dass es zu einer Entzündung oder Infektion der Einstichstelle kommt. Deshalb sollte eine Pflegefachkraft nach der Operation regelmäßig die Einstichstelle des Bauchdeckenkatheters kontrollieren und den Verband wechseln.

Weitere potenzielle Komplikationen:

Wie bei den meisten Dauerkathetern bestehen folgende Risiken:

  • Entstehung von Biofilmen (Schleimfilm mit Mikroorganismen) auf dem Katheter,
  • Verkrustung des Katheters,
  • Harnblasensteine,
  • Katheterdislokation (Lageveränderung des Katheters),
  • Harnwegsinfektionen.

 

Bei ungewöhnlichen Beschwerden sollten Sie sich an Ihren Kontinenzberater oder Arzt wenden.

Sie benötigen professionelle Hilfe bei der Versorgung Ihrer Inkontinenz? B. Braun HomeCare unterstützt Sie mit Rat und Tat.

Kontakt

Andrea Zöbele
Pflegeexpertin Stoma-Kontinenz-Wunde, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Wundberaterin AWM, Medizinprodukteberaterin

1 Quelle: : https://www.cochrane.org/de/CD004203/INCONT_welcher-zugangsweg-zur-kurzzeitigen-blasendrainage-ist-fur-erwachsene-krankenhauspatienten-am-besten