Operation und Rehabilitation
Der Entscheidung eines endoprothetischen Gelenkersatzes geht ein längerer Prozess voraus und wird meistens durch eine breite Möglichkeit von konservativen Behandlungsmethoden ausgereizt:
- Einnahme von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten
- Durchführung von physiotherapeutischen Maßnahmen in Form von Bewegungsbädern und Kraftübungen
- Einspritzen in das Gelenk
- Muskelaufbau durch gezieltes Fitnesstraining
Insofern all die oben genannten Punkte nicht zur Linderung der Schmerzen beitragen, steht für den Patienten die Entscheidung an, ob und in welcher Klinik sowie bei welchem Operateur der Eingriff durchgeführt werden soll.
Meistens ist der Zeitraum dann erreicht, wenn die Schmerzen den Alltag des Patienten so sehr beeinflussen, dass die Lebensfreude sich stark reduziert wie auch die Schmerzen in der Nacht nicht mehr medikamentös behandelt werden können.
Nach der Entscheidungsfindung des Patienten werden auf der Klinikseite die notwendigen Vorbereitungen getroffen, wie:
- Fixierung des Operationstermins
- Führen von Aufklärungsgesprächen
- Anfertigen von Röntgenaufnahmen
- Auswahl und Vorstellung für den Patienten in Frage kommenden Prothesentypen
- Planung und Größenbestimmung auf dem Röntgenbild
Ein Tag vor der OP
Am Vortag der Operation erfolgt in der Regel die Aufnahme in die Klinik. Nach Erfassung der persönlichen Daten wird der Patient auf die Station gebracht. Der Anästhesist bespricht im weiteren Verlauf die Narkose mit ihm und klärt in diesem Zusammenhang ab, ob begleitend Medikamente eingenommen werden. Die Schwestern und Pfleger stehen Ihnen zur Klärung weiterer Fragen zur Seite.
Eine Nahrungsaufnahme ist Narkose bedingt ab einem definierten Zeitpunkt nicht mehr erlaubt. Vor der Operation können gegebenenfalls Beruhigungs- oder leichte Schlafmittel gegeben werden.
Mit dem Gang in die Klinik stellt sich auch immer die Frage, was für den Krankenhausaufenthalt benötigt wird. Hierbei kann Ihnen folgende Liste eine Hilfe sein:
Für Ihren Klinikaufenthalt unbedingt erforderlich sind:
- Angefertigte Röntgenbilder
- Ihre Krankenkassenversicherungskarte
- Untersuchungsberichte und Einweisungspapiere
Des weiteren Ihre persönlichen Dinge:
- Toilettenartikel
- Schlafanzug
- Bademantel
- Bekleidung für Sport und Freizeit
- Schuhe-, Sport- und Hausschuhe
- Notwendige Medikamente
- Bücher, Zeitschriften
- Kontaktadressen von Freunden und Bekannten
- Etwas Geld
Der operative Eingriff
Der operative Eingriff kann sowohl in Teilnarkose (Rückenmarksnarkose) oder Vollnarkose erfolgen. Der Anästhesist wird die für den Patienten geeignete Methode festlegen und mit dem Patienten besprechen. Die Operation dauert zwischen 90 und 120 Minuten, wobei für alle möglichen Kniegelenkersatz-Typen derselbe Zugang gewählt, nämlich von vorne: Die Kniescheibe wird während der OP zur Seite gehalten, so dass alle Teile des Kniegelenkes gut sichtbar werden.
Der Zugang
Nach der Einleitung der Narkose und dem Abschluss der Vorbereitungen erfolgt der Hautschnitt. Die darunter liegenden Weichteile und Muskeln werden schonend zur Seite geschoben und das Kniegelenk freigelegt. Anschließend werden Knorpelreste, unförmige Knochenteile und der Meniskus entfernt.
Der Operationszugang erfolgt in jedem Fall von vorne, aber es gibt verschiedene Verfahren, die sich nach dem Eröffnungspunkt der Haut und der Präparation der Weichteile unterscheiden. Gerade weniger invasive Zugänge finden heute immer stärkeren Anklang, da sie einzelne Muskel- und Sehnenstrukturen schonen. Dabei ist aber nicht die Länge des sichtbaren Hautschnitts entscheidend, sondern die schonende Handhabung der Weichteile unter der Haut. Je weniger Gewebe anfangs beschädigt wird, destoweniger muss später verheilen.
Operationsablauf
Direkt nach der OP
Bereits ein oder zwei Tag(e) nach der Operation erfolgt unter Anweisung von medizinischem Fachpersonal die Belastung des Gelenkes. Unter zu Hilfenahme von Gehstützen können direkt erste Gehversuche unternommen werden. Nach und nach gliedern sich weitere therapeutische Maßnahmen an und Sie erlernen das Gehen, Treppensteigen sowie das richtige Sitzen.
Rehabilitation
Nach rund 10 Tagen erfolgt die Entlassung aus der Klinik in eine Rehabilitationseinrichtung, die auf Patienten mit einem künstlichen Gelenkersatz spezialisiert ist. Ziel ist stufenweise die Vollbelastung des künstlichen Gelenks zu erreichen und die Patienten auf die normalen Tätigkeiten und Gewohnheiten in ihrem Alltag mit einem künstlichen Gelenk vorzubereiten.
Durch intensive Übungen wird dabei die Beweglichkeit verbessert und die Muskulatur dahingehend aufgebaut. Die Anschlussbeilbehandlung kann sowohl ambulant als auch stationär in einer Rehabilitationseinrichtung erfolgen. Art und Umfang der Rehabilitationsmaßnahmen werden vom Sozialdienst der Klinik gemeinsam mit Ihnen geplant und die hierfür erforderlichen weiteren Schritte eingeleitet.
Endoprothesenpass
Nach der Operation erhalten Sie einen Endoprothesenpass. Er ist ein wichtiger Bestandteil auf Reisen, insbesondere bei Personenkontrollen auf dem Flughafen, da der Personen-Scanner auf Komponenten aus Metall reagiert. Der Pass weist Sie als Implantatträger/in aus. Ferner dient er zur Identifikation und Dokumentation der bei Ihnen eingesetzten Implantatkomponenten und zum Eintragen der Nachuntersuchungstermine.
Weitere Informationen auch unter EndoPro® – „Pfad der raschen Genesung“ >>
Verhalten
Nach der Rehabilitation steht Ihre Rückkehr in den gewohnten Alltag mit all den dort auftretenden Belastungen an. Etwa 6-8 Wochen nach der Operation ist die Muskulatur wieder so weit aufgebaut und gestärkt, dass sie zur Stabilität des Gelenks beiträgt.
Nachfolgend finden Sie einige Empfehlungen für den Alltag, die Ihnen den Umgang mit dem künstlichen Gelenk vereinfachen. Allerdings ist ein künstliches Gelenk nicht mit einem Natürlichen zu vergleichen, so dass es Einschränkungen, gerade beim Sport, gibt.
Empfehlungen für die Zeit nach der Operation:
- Die in der Klinik erlernten krankengymnastischen Übungen fortsetzen
- Fuß richtig abrollen
- Gutes, flaches und rutschfestes Schuhwerk
- Gleichmäßiger Gang
- Schuhe mit Klettverschluss oder elastischen Schnürsenkeln
- Körperlich leichte Tätigkeit im Wechselrhythmus
- Regelmäßige Spaziergänge auf gut ausgebauten Wegen
- Radfahren im Freien (auf ebener Stecke) oder auf dem Heimtrainer
- Regelmäßiges Schwimmen mit Kraulbeinschlag oder in der Seitenlage
- Ausräumen von Stolperfallen, z. B. Teppichkanten, herumliegende Gegenstände
Was Sie in den ersten Wochen nach der Operation vermeiden sollten:
- Extreme Beugung wie bspw. beim Hocken oder Knien
- Stoßbelastungen und stauchende Belastung
- Überschlagen der Beine
- Heben und Tragen von Lasten
- Schwere körperliche Arbeiten
- Starke und überproportionale Gewichtszunahme, da dies zu einer vorzeitigen Auslockerung des Kniegelenkes führen kann
- Sportarten mit Stoßbelastungen (=Kampf-, Sprung-, Ballsportarten; Sportarten, bei denen es zu starker Beschleunigung und plötzlichem Abbremsen kommt, z.B. alpiner Skilauf, Tennis, Bergsteigen usw.)
Nachkontrolle
Regelmäßige Nachkontrolltermine sind unabdingbar, um das Einwachsen des Implantats an den Knochen sowie die Gesamtsituation zu beurteilen. Für einen langfristigen Erfolg sollten daher in regelmäßigen Abständen Nachkontrollen stattfinden.