Die empfohlene Ernährung bei der Dialyse
Mit dem Beginn der Dialysetherapie verändert sich für Betroffene auch ihre empfohlene Ernährung. Wussten Sie, dass sich der Verlauf schwerer Nierenerkrankungen mit einer entsprechenden Ernährung positiv beeinflussen lässt? Gerade der soziale Aspekt des gemeinsamen Essens mit Familie und Freund*innen kann für Dialysepatient*innen sehr wichtig sein.
Auf dieser Seite finden Sie als Dialysepatient*in hilfreiche Informationen zum Essen und Trinken während der Dialyse. Außerdem spielen natürlich individuelle Faktoren eine Rolle: Die Ernährung unterscheidet sich bei Nierenkranken ohne Dialyse im Vergleich zu Patient*innen mit Zentrumsdialyse, Peritonealdialyse oder auch Heimhämodialyse fundamental. Deswegen gibt es heutzutage keine klassische „Dialysediät“ mehr. Um Ihnen eine mögliche Ernährungsumstellung zu erleichtern, erklären wir Ihnen und Ihren Angehörigen, was es bei Ihrer zukünftigen Ernährungsweise zu beachten gilt. Die Empfehlungen zur Ernährung sind dabei immer vom Stadium des Nierenversagens und der Art der Therapie abhängig und ersetzen daher keine individuelle Ernährungsberatung. Bitte befolgen Sie die Ratschläge Ihrer behandelnden Ärzt*innen.
Inhalt
- Ernährungsberatung für Dialysepatient*innen
- Eiweiß und Vitamine – Mangelerscheinungen vorbeugen
- Natrium, Phosphat und Kalium – bestimmte Mineralstoffe meiden
- Behalten Sie die Flüssigkeitszufuhr im Blick
- Verarbeitete Lebensmittel, Essen gehen und bestellen
- Die wichtigsten Ernährungstipps bei der Hämodialyse im Überblick
- Bessere Lebensqualität durch die Heimdialyse
Ernährungsberatung für Dialysepatient*innen
Die Ernährung spielt bei der Dialyse eine äußerst wichtige Rolle. Es gibt jedoch keine allgemeingültige Diät, die für alle Patient*innen gleichermaßen geeignet ist. Stattdessen erarbeitet Ihr Dialyse-Team den optimalen Speiseplan für Sie und stimmt diesen individuell auf Ihren Tagesablauf ab. Bei Bedarf wird dieser an Veränderungen des Gesundheitszustandes oder der Lebensumstände angepasst. Als Teil der angehenden Dialysetherapie können Sie sich und Ihre nächsten Angehörigen im Rahmen einer Ernährungsberatung umfassend zu dem Thema schulen lassen.
Eiweiß und Vitamine – Mangelerscheinungen vorbeugen
Eiweiß ist ein wichtiger Nährstoff für viele Körperfunktionen. Bei der Dialyse gehen Aminosäuren, die Bausteine der Eiweiße, verloren. Außerdem wird Eiweiß im Körper vermehrt abgebaut. Für Dialysepatient*innen ist eine ausreichende Eiweißaufnahme deshalb dringend notwendig. Empfohlen wird die Aufnahme von deutlich mehr als einem Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht am Tag1,2. Eiweiß ist in Milchprodukten, Fisch und Fleisch enthalten, während Soja, Nüsse und Hülsenfrüchte ausgezeichnete pflanzliche Eiweißquellen sind. Jedoch sind manche Eiweiße phosphatreicher als andere. Ihre behandelnden Ärzt*innen, aber auch Broschüren und Handbücher, informieren Sie deshalb, wie viel und welche Arten von Eiweiß für Ihre Diät geeignet sind und wie Ihr persönlicher Speiseplan aussehen könnte.
Wie auch gesunde Menschen sollten Dialysepatient*innen auf die ausreichende Versorgung mit Vitaminen über die Ernährung achten. Bei der Dialyse werden die wasserlöslichen Vitamine – Vitamin B-Komplex und Vitamin C – aus dem Blut „herausgewaschen“. Fast alle Hämodialysepatient*innen nehmen deshalb täglich eine Tablette mit wasserlöslichen Vitaminen ein. Vitamine werden in der gesunden Niere aktiviert: Bei einer Niereninsuffizienz ist beispielsweise der Anteil an aktivem Vitamin D fast ausnahmslos vermindert. Lässt sich der Vitaminhaushalt nicht über die Ernährung und Nahrungsergänzungsstoffe (z. B. Vitamintabletten) regeln, ist ein medikamentöser Ausgleich des Vitaminmangels möglich. Auch mithilfe von Supplementen (z. B. Ernährungsdrinks) können bestimmte Vitamine und Mineralstoffe dem Körper zugeführt werden. Um eine Überdosierung zu vermeiden, sollten Sie sich mit Ihrer Ernährungsberatung und Ihren Ärzt*innen abstimmen, welche Ernährungsergänzungen und Supplemente für Sie geeignet sind und natürlich wie viel davon. Zusätzlich sollten Sie regelmäßig eine Kontrolle (Check-up) durchführen lassen: Sofern keine Besonderheiten – wie Operationen am Magen-Darmtrakt oder lange Krankenhausaufenthalte – dazukommen, reicht in der Regel ein Check des Ernährungszustands einmal jährlich aus.
Natrium, Phosphat und Kalium – bestimmte Mineralstoffe meiden
Wenn Sie an einer Niereninsuffizienz leiden, kann Ihr Körper üblicherweise den Natriumspiegel im Blut nicht mehr effizient regulieren, weil hierzu eine normale Urinausscheidung nötig wäre. Zu viel Natrium kann zu Bluthochdruck beitragen. Gleichzeitig entsteht durch salzreiche Ernährung ein Durstgefühl, sodass Sie mehr trinken. Das wiederum kann zu Wasseransammlungen in den Beinen oder aber auch in den Lungengefäßen führen. Verwenden Sie beim Kochen nur geringe Mengen Salz und ersetzen Sie dieses stattdessen mit schmackhaften Kräutern und anderen Gewürzen. Bereits nach wenigen Wochen salzarmer Ernährung kann Ihre Geschmackswahrnehmung für Salz empfindlicher werden und salzarme Speisen können für Sie wieder „normal salzig“ schmecken.
Phosphat ist ein wichtiges Mineral für den Stoffwechsel jedes Menschen. Bei Dialysepatient*innen kommt es jedoch häufig zu einem erhöhten Phosphatspiegel, da der Mineralstoff nicht mehr effizient ausgeschieden werden kann. Langfristig kann hohes Phosphat im Blut zu Knochenkrankheiten mit Knochenbrüchigkeit und Arteriosklerose führen. Um Ihre Gefäße und Knochen vor dem Phosphat zu schützen, spielt die Dialyse eine wichtige Rolle: Bereits nach nur zwei Stunden Hämodialyse ist in der Regel alles überschüssige Phosphat aus dem Blut (nicht aus den Körpergeweben!) entfernt.
Natürlich müssen bei der Zufuhr von Phosphat zusätzlich Einsparungen vorgenommen werden, um langfristig den Phosphatgehalt des Körpers normalisieren zu können. Meist wird empfohlen nur 800 bis 1.200 Milligramm Phosphat pro Tag zu sich nehmen. Da sich aber bei normaler Eiweißaufnahme (ca. 1,2 g/kg KG am Tag) die übermäßige Aufnahme des Mineralstoffs kaum vermeiden lässt, ist die Einnahme von so genannten Phosphatbindern in vielen Fällen notwendig. Diese binden das in der Nahrung enthaltene Phosphat im Darm und bringen es so zur Ausscheidung. Dadurch wird verhindert, dass zu viel Phosphat ins Blut aufgenommen wird.
Ähnlich wie Phosphat, können die Nieren bei Dialysepatient*innen auch Kalium nur unzureichend ausscheiden. Der Mineralstoff wird ebenfalls über die Nahrung aufgenommen und ist zum Beispiel in Gemüse und Obst enthalten. Steigt der Kaliumspiegel im Blut, spricht man von Hyperkaliämie. Hyperkaliämie ist sehr gefährlich und kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen, ohne dass bestimmte Symptome auftreten. Sogar Patient*innen, die zuvor nie unter Hyperkaliämie litten, sind durch ein einmaliges Auftreten dieser Störung bedroht. Kalium wird sehr effektiv durch die Dialyse entfernt. Zusätzlich kann kaliumarme Ernährung helfen. Aber Vorsicht: Ein zu niedriger Kaliumspiegel („Hypokaliämie“), wie er manchmal bei Dialysepatient*innen mit noch guter Urinausscheidung oder bei Patient*innen, die sehr intensiv dialysieren, auftreten, können oft genauso lebensgefährlich sein. Ihre behandelnden Ärzt*innen unterstützen Sie deshalb bei der Kontrolle Ihres Kaliumspiegels.
Behalten Sie die Flüssigkeitszufuhr im Blick
Da Ihr Körper mit Niereninsuffizienz weniger Urin produziert, ist es wichtig, nicht zu viel zu trinken. So können gefährliche Flüssigkeitsansammlungen zwischen den Therapiesitzungen vermieden werden. Je weiter die Nierenfunktion abnimmt, desto weniger Wasser wird ausgeschieden. Wie viel Flüssigkeit Dialysepatient*innen am Tag zu sich nehmen dürfen, lässt sich nicht pauschal sagen: Die Flüssigkeitszufuhr hängt von der jeweiligen Grunderkrankung bzw. der Restaktivität der Nieren im Einzelfall ab. Es gibt, wenn auch selten, Dialysepatient*innen, die zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Ihr Gesundheitsteam wird Sie darüber informieren, wie viel Sie täglich trinken sollten, ohne Komplikationen zu riskieren.
Alkohol wird wohl von Ärzt*innen generell nicht empfohlen und sollte, wenn überhaupt, nur in geringen Mengen und zu seltenen Anlässen genossen werden. Bier, Wein und Schnaps können das Durstgefühl verstärken. Die Wirkung einiger Medikamente wird durch Alkohol ebenfalls verändert.
Um den Durst zu löschen, kann es helfen, bewusst und in kleinen Schlucken zu trinken. Lutschen Sie gelegentlich Eiswürfel oder Zitronenscheiben. Auch Kaugummi ohne Zucker und saure Bonbons sind möglich. Vermeiden Sie dagegen Obst- und Gemüsesäfte, Softdrinks, Kakao, Wein und Bier. Bei der Wahl Ihres Mineralwassers achten Sie am besten darauf, dass dieses natrium- und kalziumarm ist. Mineralwasser mit etwas höherem Bikarbonatgehalt hingegen wird meist als vorteilig angesehen. Nicht nur die reine Trinkmenge gilt es bei der täglichen Flüssigkeitszufuhr zu beachten – auch der Wassergehalt von Lebensmitteln und Speisen muss natürlich berücksichtigt werden.
Unterschiede im Körpergewicht von Dialysepatient*innen zwischen zwei Behandlungen entstehen meistens nicht durch die Zunahme bzw. den Verlust von Muskelmasse oder Fettgewebe, sondern durch Flüssigkeitszunahme oder -verlust. Deshalb müssen Sie Ihr Körpergewicht und die Flüssigkeitsaufnahme zwischen zwei Dialysebehandlungen penibel im Blick behalten und täglich auf der Waage kontrollieren. Sie müssen aber auch langfristig im Auge behalten, dass Sie keine Flüssigkeit einlagern. Bei Dialysepatient*innen mit einem schleichendem Abbau von Fettgewebe und Muskelmasse geschieht das häufig unbemerkt. Ernähren Sie sich aber unzureichend (zu wenig Kalorien) führt das zum Abbau von Fettgewebe und Muskeln und das Dialyseendgewicht muss abgesenkt werden. Sonst kommt es zur Wassereinlagerung. Erkennbar ist das Speichern von Flüssigkeit im Körper unter anderem an Wasseransammlungen in den Beinen der Dialysepatient*innen, erhöhtem Blutdruck und Luftnot im Liegen. Tritt dieser Zustand ein, muss schnellstmöglich reagiert werden: Unbehandelt kann diese Flüssigkeitsansammlung zu Herzschädigung oder Lungenödemen führen.
Verarbeitete Lebensmittel, Essen gehen und bestellen
Weil Salz oft als Geschmacksverstärker in hohen Mengen in verarbeiteten Lebensmitteln zu finden ist, sollten Sie diese als Dialysepatient*in weitestgehend vermeiden und stattdessen selbst kochen und Ihre Speisen zusammenstellen. Wenn Sie doch einmal verarbeitete Lebensmittel genießen, überprüfen Sie unbedingt die Zutatenliste auf Phosphat, Kalium und Salz. Hier gilt: Versuchen Sie die für Sie festgelegten Mengen an Phosphat, Kalium und Salz einzuhalten. Wenn Sie in einem Restaurant essen oder von dort Essen nach Hause bestellen, sollten Sie die Inhaltsstoffe selbst mithilfe von Diätlisten abschätzen.
Die wichtigsten Ernährungstipps bei der Hämodialyse im Überblick
- Eiweißreiche Ernährung: Die Dialyse entzieht dem Blut relativ viel Eiweiß, deshalb sollten Dialysepatient*innen täglich ausreichend Eiweiß zu sich nehmen (1,2 g/kg KG und Tag ist ein Richtwert).
- Vitaminreiche Ernährung: Bei Niereninsuffizienz kann es häufig zu Vitaminmangel kommen. Sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam über Vitamin D und die wasserlöslichen Vitamine.
- Natriumarme Ernährung: Achten Sie auf eine salzarme Zubereitung Ihrer Speisen.
- Phosphatarme Ernährung: Phosphat wird nicht mehr ausreichend ausgeschieden und muss deshalb häufig mit Phosphatbindern behandelt werden. Achten Sie darauf, die Phospatbinder nur zusammen mit der phosphathaltigen Nahrung zu sich zu nehmen. Die Einnahme von Phosphatbindern gemeinsam mit phosphatarmer Nahrung macht keinen Sinn.
- Kaliumarme Ernährung: Auch Kalium scheiden die Nieren bei Dialysepatient*innen häufig nur unzureichend aus. Hier können als vermeintlich gesund geltende Lebensmittel (z. B. Obst, Salat, frisches Gemüse) eine große Gefahr darstellen.
- Individuelle Flüssigkeitszufuhr: Dialysepatient*innen müssen ihre Flüssigkeitszufuhr jeden Tag überwachen.
Unser Tipp: Führen Sie Buch über das, was Sie essen und trinken, um Ihren Ernährungsstil besser kennenzulernen und um stets den Überblick zu behalten. Außerdem helfen Sie Ihrem Körper, indem Sie frische Lebensmittel verarbeiten und lernen wie Sie diese als Dialysepatient*in korrekt zubereiten. So können beispielsweise auch Lebensmittel mit hohem Kaliumgehalt wie Kartoffeln oder Obst bei korrekter Zubereitung verzehrt werden.
Sie sind auf der Suche nach leckeren Rezepten speziell für Dialysepatient*innen? In unserem Rezeptheft „Geschmack pur!“ finden Sie leckere Gerichte zum Selberkochen, die auf die besonderen Nährwert-Anforderungen von Dialysepatient*innen abgestimmt sind. Viel Spaß beim Nachkochen!
Bessere Lebensqualität durch die Heimdialyse
Im Dialysezentrum werden Patient*innen in der Regel drei Mal wöchentlich dialysiert. Besonders über das Wochenende sammeln sich vermehrt Giftstoffe im Blut an und der Zustand der Patient*innen verschlechtert sich. Patient*innen, die zu Hause mit der Heimhämodialyse dialysieren, sind weniger abhängig von den Öffnungszeiten des Dialysezentrums. Die Therapie lässt sich in den eigenen vier Wänden deutlich flexibler gestalten: HHD-Patient*innen können öfter oder länger dialysieren. Darüber hinaus können Sie Ihre Dialysezeiten an Ihre Ernährungswünsche, z. B. Familienfeiern, Grillabende oder Wochenendbrunches, anpassen.
Über die DAHEIM Service App können Sie auf wichtige Informationen zu Ihrer individuellen Ernährung zugreifen.
Allein durch die verbesserten Ernährungsbedingungen kann die Heimdialyse ein echter Zugewinn an Lebensqualität für Sie und Ihre Angehörigen bedeuten. Informieren Sie sich über die Möglichkeiten der Heimhämodialyse.
Sie sind Dialysepatient*in und interessieren sich für die Heimhämodialyse mit dem DAHEIM Service von B. Braun? Kontaktieren Sie uns! Gemeinsam klären wir Ihre Fragen und suchen das Gespräch mit Ihren behandelnden Ärzt*innen. Füllen Sie entweder unser Kontaktformular aus oder melden Sie sich per E-Mail an daheim-service@bbraun.com oder per Telefon unter +49 (0) 56 61 – 71 46 11 bei unserem Service-Team.
1 Kopple JD. National kidney foundation K/DOQI clinical practice guidelines for nutrition in chronic renal failure. Am J Kidney Dis 2001;37 (1 Suppl 2):S66–70
2 Chen MY, Ou SH, Yen MC, Lee MS, Chen NC, Yin CH, Chen CL. Vegetarian diet in dialysis patients: A significant gap between actual intake and current nutritional recommendations. Medicine (Baltimore). 2021 Feb 12;100(6):e24617. doi: 10.1097/MD.0000000000024617. PMID: 33578571