Therapiemöglichkeiten bei der Diagnose Niereninsuffizienz
Die Diagnose Niereninsuffizienz wirft bei vielen Betroffenen Fragen nach der besten Therapie auf. Nicht immer stellt die Hämodialyse im Dialysezentrum, also die „klassische Dialyse“, die optimale Behandlungsform für Dialysepatient*innen dar. Um Ihnen einen größtmöglichen Behandlungserfolg zu ermöglichen, gibt es eine Reihe an Optionen. Bitte beachten Sie, dass nicht für alle Dialysepatient*innen jede alternative Therapie in Frage kommt. Diese ist immer vom gesundheitlichen Zustand und vielen weiteren Faktoren der Betroffenen abhängig. Auf dieser Seite informieren wir Sie über mögliche Behandlungsformen und klären ebenfalls darüber auf, welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.
Inhalt
Prävention und Früherkennung von Nierenerkrankungen
Die häufigsten Ursachen für ein chronisches Nierenversagen sind eine Bluthochdruckerkrankung oder eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Um ein chronisches Nierenversagen und damit die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie zu vermeiden oder zu verzögern, können Änderungen des Lebensstils das Entstehen oder das Fortschreiten einer solchen Grundkrankheit (z. B. Diabetes) beeinflussen. Ist eine chronische Nierenerkrankung bereits eingetreten, muss alles versucht werden, ihr Voranschreiten zu verlangsamen. Wir haben Ihnen die wesentlichen Faktoren zur sogenannten Progressionshemmung (d. h. Verlangsamung des Voranschreitens der Nierenerkrankung) zusammengefasst.
- Kein Genuss von Tabakwaren: Regelmäßiges Rauchen hat nachweislich einen negativen Einfluss auf die Nierenfunktion.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf die richtige Ernährung. Achtung: Ernährung, die für Menschen ohne Nierenkrankheit gesund ist, ist meist nicht für Nierenkranke gesund!
- Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme: Besonders bei älteren Menschen kann es bei einer zu geringen Trinkmenge zu akutem Nierenversagen kommen.
- Regelmäßig Sport: Dreimal wöchentlich 30 Minuten Ausdauersport sind ausreichend.
- Keine dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln: Auch bei Menschen ohne Nierenerkrankung kann die Einnahme bestimmter Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen, Diclofenac) in bestimmten Situationen und Mengen zu schwersten Nierenschädigungen führen.
- Regelmäßiger Nieren-Check: Ab dem 35. Lebensjahr sollten Sie alle drei Jahre u. a. die Nierenfunktion im „Check-up 35“ (Kosten werden von der Krankenkasse übernommen) von Ihrem Hausarzt bzw. Ihrer Hausärztin überprüfen lassen.1,2
Viele Menschen leiden jahrelang an einer chronischen Nierenerkrankung, ohne es zu wissen. Das liegt daran, dass auch bei fortgeschrittener Nierenschädigung vollkommene Beschwerdefreiheit bestehen kann. Die folgenden Anzeichen und Symptomen könnten auf eine chronische Erkrankung der Nieren hinweisen:
- Hoher Blutdruck
- Häufiges Frieren
- Müdigkeit und Schlafstörungen
- Schwellungen an Gesicht, Händen und Beinen
- Appetitverlust und Übelkeit (Erbrechen)
- Kurzatmigkeit
Vor allem Patient*innen, die ein höheres Risiko haben, an einer Nierenerkrankung zu erkranken (z. B. Menschen mit dialysepflichtigen Familienmitgliedern oder Menschen mit Bluthochdruck) sollten sich auch ohne Beschwerden regelmäßig auf das Bestehen einer Nierenerkrankung untersuchen lassen. Je früher Sie reagieren, desto schneller können Nephrolog*innen eine geeignete Behandlungsmethode für Sie finden. Treten mehrere der oben genannten Symptome über längere Zeit auf, suchen Sie Ihre behandelnde Ärztin bzw. Ihren behandelnden Arzt auf. Das kann den Verlauf Ihrer Nierenerkrankung entscheidend beeinflussen.
Behandlungsmöglichkeit 1: Nierentransplantation
Die erste Behandlungsmöglichkeit bei einer Niereninsuffizienz ist die Nierentransplantation. Hierbei wird die gesunde Niere einer anderen Person in Ihren Körper verpflanzt. Unterschieden wird zwischen der Lebendspende und der postmortalen Spende. Die Wartezeit für ein Spenderorgan beträgt durchschnittlich acht Jahre. Die Vergabe erfolgt über die Warteliste der Stiftung Eurotransplant. Dabei zählt der erste Tag der Dialysebehandlung als Beginn der Wartezeit.
Alternativ ist eine Lebendspende möglich, da jeder gesunde Mensch zwei Nieren besitzt. In diesem Fall sind die Spender*innen mit den Patient*innen verwandt oder stehen ihnen persönlich nah. Außerdem müssen die Gewebemerkmale der beiden kompatibel sein. Stimmt die Lebendspende-Kommission der Transplantation zu, kann der Eingriff nach einigen Untersuchungen beider Beteiligter nach recht kurzer Zeit erfolgen. Der Spender bzw. die Spenderin wird im Vorfeld ausführlich von der Kommission über Risiken aufgeklärt und der Gesundheitszustand wird eingehend geprüft.
Nach dem Eingriff verrichtet die transplantierte Niere die Arbeit Ihrer geschädigten Nieren. Eine Transplantation kann Ihre Lebensqualität verbessern, schließlich entfallen die ständigen Besuche im Dialysezentrum und es gibt keine Diät oder Flüssigkeitsbeschränkung mehr. Allerdings kann es Monate oder sogar Jahre dauern, bis eine geeignete Spenderniere gefunden wird. Wie bei jeder Operation birgt auch die Nierentransplantation Risiken. Nach der Transplantation gehören die Einnahme von Medikamenten gegen mögliche Abstoßungsreaktionen der Niere und regelmäßige Kontrolltermine mit Ihren behandelnden Ärzt*innen zum Alltag.
Auch, wenn Transplantate viele Jahre ihren Dienst verrichten können, kann es passieren, dass die Spenderniere von Ihrem Körper abgestoßen wird. In diesem Fall benötigen Sie erneut eine Dialysetherapie. Gehen Sie bei Bedarf auf Ihre Nephrolog*innen zu und sprechen Sie über die Option einer Nierentransplantation.
Behandlungsmöglichkeit 2: Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse)
Eine Behandlungsmöglichkeit zur Dialyse ist die sogenannte Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse). Dieses Blutreinigungsverfahren funktioniert ganz ohne Dialysegerät. Auch bei dieser Therapieform übernimmt die Dialyse die Funktionen der Niere. Die Bauchfelldialyse entspricht weitgehend der natürlichen Arbeitsweise der Niere, da sie den Körper dauerhaft entgiftet und entwässert. Bei der Bauchfelldialyse wird kein Blut entnommen, die Giftstoffe und das überschüssige Wasser werden langsamer und kontinuierlicher entzogen als bei der Hämodialyse. Diese Art der Behandlung ist entsprechend schonender für das Herz-Kreislauf-System der Patient*innen. Die Behandlung muss mehrmals täglich durchgeführt werden.
Im Gegensatz zur Hämodialyse wird bei der Peritonealdialyse das eigene Bauchfell der Patient*innen als natürliche Filtermembran genutzt. Dazu wird ein steriles Dialysat (1) mehrmals täglich über einen in der Bauchhaut eingesetzten Katheter (3) in die Bauchhöhle (5) gefüllt. Hierzu kommt ein Überleitungssystem (2) zum Einsatz. In der Bauchhöhle nimmt die Spüllösung die giftigen Stoffwechselprodukte auf, anschließend wandern diese nach dem Prinzip der Osmose aus dem Blut über das Bauchfell (4) in die Dialyselösung. Nach einer Verweildauer von vier bis sechs Stunden wird die Dialyselösung abschließend wieder abgelassen und in einem Abflussbeutel (6) aufgefangen.
Um eine Infektion des Bauchfells bei der Behandlung zu vermeiden, erhalten die Peritonealdialysepatient*innen im Vorfeld eine ausführliche Schulung. Anschließend therapieren sich die Patient*innen in der Regel eigenständig zu Hause. Kontrolltermine im Dialysezentrum sind nur noch monatlich oder einmal pro Quartal nötig. Für die Bauchfelldialyse müssen die Patient*innen ein hohes Maß an Eigenverantwortung mitbringen, die nötigen Schritte müssen jeden Tag gewissenhaft durchgeführt werden. Es besteht die Möglichkeit, auch Angehörige im Umgang mit der Dialysetherapie zu schulen.
Verglichen zur Zentrumsdialyse bietet die Peritonealdialyse ein hohes Maß an Flexibilität und lässt sich häufig besser in den Alltag integrieren. Auch beim Essen und Trinken gibt es weniger Einschränkungen. Sie eignet sich daher vor allem für Kinder oder Erwachsene, die beruflich viel unterwegs sind. Beachten Sie jedoch, dass die Peritonealdialyse nur für einen begrenzten Zeitraum möglich ist: Die Filterleistung des Bauchfells nimmt während der Therapie kontinuierlich ab und nach spätestens fünf Jahren sind Dialysepatient*innen auf die reguläre Hämodialyse angewiesen.
Behandlungsmöglichkeit 3: Hämodialyse/Heimhämodialyse
Ähnlich wie die Bauchfelldialyse findet auch die Heimhämodialyse in den eigenen vier Wänden der Patient*innen statt. Allerdings wird dazu ein Dialysegerät benötigt. Mit dem DAHEIM Service von B. Braun wird dieses sowie alles weitere Equipment den Heimdialysepatient*innen zur Verfügung gestellt. Auch mit dem nötigen Verbrauchsmaterial werden die Patient*innen in regelmäßigen Abständen versorgt. In einer intensiven Schulung erlernen die Patient*innen vorab den Umgang mit den Geräten und wie sie sich selbst punktieren. Erst, wenn sie sich dabei sicher fühlen, findet die Umstellung der Therapie nach Hause statt.
Für die Dialysepatient*innen bedeutet die Heimdialyse ein Plus an Flexibilität. Sie sind nicht mehr von den Terminen im Dialysezentrum abhängig und können ihren Alltag freier gestalten. Im Gegensatz zur Peritonealdialyse ist die Heimhämodialyse auch nicht mehrmals täglich nötig, sondern wird in der Regel nur dreimal wöchentlich durchgeführt. Wobei viele Heimdialysepatient*innen die Flexibilität nutzen und jeden zweiten Tag dialysieren. Somit haben sie die Möglichkeit, ihre Therapieergebnisse zu verbessern und Ernährungs- und Trinkmengen-Restriktionen abzuschwächen. Medizinische Studien belegen, dass Patient*innen in der Heimhämodialyse insgesamt von einer besseren Gesamtprognose profitieren können und Krankenhausaufenthalte deutlich seltener nötig sind.3 Damit die Therapie weiterhin von den behandelnden Nephrolog*innen überwacht werden kann, erfolgt die Therapiedatenübertragung automatisch und ganz bequem online an das Dialysezentrum.
Als Dialysepatient*in interessieren Sie sich für die Heimhämodialyse als alternative Behandlungsmöglichkeit Ihrer Nierenerkrankung? Nehmen Sie Kontakt zu uns auf und lassen Sie sich über den DAHEIM Service von B. Braun informieren! Gemeinsam klären wir Ihre Fragen und suchen das Gespräch mit Ihren behandelnden Nephrolog*innen. Füllen Sie entweder unser Kontaktformular aus oder melden Sie sich per E-Mail an daheim-service@bbraun.com oder per Telefon unter +49 (0) 56 61 – 71 46 11 bei unserem Service-Team.
1 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/checkup.html, zuletzt abgerufen am 28.06.2021
2 https://www.aerzteblatt.de/archiv/196658/Check-up-35-Wenn-Frueherkennung-dann-richtig, zuletzt abgerufen am 28.06.2021
3 Rachael C Walker, Kirsten Howard, Rachael L Morton, Home hemodialysis: a comprehensive review of patient-centered and economic considerations, ClinicoEconomics and Outcomes Research 2017:9 149–161