Einflussfaktoren auf die Wechselwirkung zwischen Nahtmaterial und Gewebe
- Die Aufgabe des Nahtmaterials ist die Approximation der Wundränder, bis normales Abheilen stattgefunden hat.
- Für eine gute Wundheilung ist die Anzahl der Fäden wichtiger als die Stärke.
- In vielen Fällen ist das Handling und nicht der Faden die Ursache für Wundheilungsstörungen.
Faktoren
Alle Nahtmaterialien sind Fremdkörper – ob mehr oder weniger hängt von den folgenden Faktoren ab:
Fadendurchmesser (Fadenstärke)
- Je dicker der Fadendurchmesser ist, desto größer ist aufgrund der implantierten Masse die Fremdkörperreaktion.
- Je dicker der Fadendurchmesser ist, desto höher ist auch das Knotenbäumchen.
- Moderne, synthetische resorbierbare Fäden haben eine sehr hohe Ausgangsreißfestigkeit. Daher ist es empfehlenswert, primär dünnere Fadendurchmesser zu wählen, um Fremdkörperreaktionen so gering wie möglich zu halten.
- Das Reißkraft-/Resorptionsprofil sollte angepasst an die Gewebe- und Patientensituation gewählt werden.
Implantationsmethode
- Je steiler ein Faden durch das Gewebe gezogen wird (90°-Winkel), desto geringer ist das Gewebetrauma durch die Sägewirkung.
- Je flacher ein Faden durch das Gewebe gezogen wird (60°-Winkel), desto größer ist das Gewebetrauma.
- Ein geringes Gewebetrauma bedeutet eine gute Wundheilung.
Anzahl der Knoten
- Die Anzahl der Knoten sollte auf das verwendete Nahtmaterial (monofil oder geflochten) angepasst werden.
- Bei monofilen Fäden werden in der Regel mehr Knoten empfohlen als bei geflochtenen Fäden.
- Wichtig bei der Knotentechnik ist, dass mindestens zwei Schläge gegenläufig geknotet werden, damit die Schläge sich gegenseitig sichern.
- Die Fadenenden oberhalb der Knoten dürfen nicht zu kurz abgeschnitten werden, damit der letzte Schlag nicht „durchrutschen“ kann.
Evertierte (nach außen gekehrte) Wundränder
- Der Faden hat die Aufgabe, die Wundränder zu adaptieren und für die Phase der kritischen Wundheilung zu sichern.
- Sind die Wundränder unzureichend adaptiert (evertierte Wundränder), wird Keimen „Tür und Tor“ geöffnet.
- Vorhandene Keime können sich auf diesem Weg unkontrolliert vermehren und zu Infektionen und damit zu einer verlängerten, gestörten Wundheilung führen.