Harnkontinenzstörung
Die International Continence Society (ICS) definiert Harninkontinenz "als ein Symptom des unfreiwilligen Urinverlusts jeglichen Ausmaßes".
Nach aktueller Schätzung sind weltweit 50 - 200 Millionen Menschen von einer Harnkontinenzstörung betroffen; 6 bis 8 Millionen davon allein in Deutschland (Quelle: http://www.selbsthilfeverband-inkontinenz.org/svi_suite/svisuite/inkontinenz-zahlen-fakten.php). Allerdings ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt, da die Betroffenen ihre Beschwerden sowohl gegenüber Angehörigen als auch gegenüber Ärzten verschweigen.
Daher hat die Aufklärung über die Ursachen einer Harnkontinenzstörung, die diagnostischen Möglichkeiten sowie über die unterschiedlichsten Therapien eine hohe Priorität, sowohl auf Seiten der Ärzte als auch auf Seiten der Pflegekräfte.
Je früher eine Harnkontinenzstörung behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen, sofern keine schwerwiegenden neurologischen Ursachen und Erkrankungen (z. B. Querschnittslähmung) zugrunde liegen. Im Fokus stehen konservative Untersuchungen und Behandlungen. Nur in Ausnahmefällen ist bei älteren Patienten eine invasive Diagnostik indiziert.
Prävalenz
Die Inzidenz und Prävalenz der Harnkontinenzstörung steigt mit dem Alter an. Durch die demografische Entwicklung nimmt die Zahl inkontinenter Patienten stetig zu. Bis zum Jahr 2050 wird nahezu ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre inkontinent sein.
Frauen sind häufiger von Kontinenzstörungen betroffen als Männer. Während nur etwa 8 % der Männer über 60 Jahre inkontinent sind, gilt dies für mehr als 23 % der Frauen über 60 Jahre.
Die Prävalenz bei den Harninkontinenzformen unterscheidet sich bei Frauen und Männern stark. So wird bei Frauen eine Belastungsinkontinenz am häufigsten diagnostiziert, bei Männern eine Dranginkontinenz.
Ursachen
Harnkontinenzstörungen haben in der Regel eine multifaktorielle Genese. Im Vordergrund steht die strukturell und funktionell gestörte Blasenfunktion. Typisch für ältere Patienten ist die Kombination aus zunehmender Detrusorüberaktivität in der Füllphase und reduzierter Detrusorkontraktilität in der Entleerungsphase mit Restharnbildung.
Bei Männern führt die altersbedingte benigne Prostatahyperplasie zur subvesikalen Obstruktion. Durch die Harnretention entsteht konsekutiv eine Harninkontinenz, oft als Dranginkontinenz mit den typischen Symptomen des unteren Harntrakts.
Bei Frauen atrophiert die vaginale Mukosa durch die postmenopausale Abnahme der Östrogenproduktion. In der Folge entsteht häufig eine Drangsymptomatik, oft begleitet von rezidivierenden Infekten. Insgesamt erhöhen zahlreiche Faktoren das Inkontinenzrisiko im Alter, auch Medikamente gehören dazu.