Was genau war jetzt noch gleich Extraurethrale
Harninkontinenz? Das Dschungelwörterbuch.
Manchmal gewinnt man den Eindruck, je mehr ein Mensch weiß, desto schwieriger wird es, ihn zu verstehen. Die Expertinnen und Experten drücken sich tatsächlich besonders exakt aus. Aber wir Laien bleiben mit vielen offenen Fragen zurück.
Manchmal ist das auch beim Arztbesuch der Fall. Dann fühlt man sich wie verloren in einem undurchdringlichen terminologischen Medizin-Dschungel.
Fragen Sie bei Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten ungeniert nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. Sie rutschen oft ganz unbewusst in ihre Fachsprache ab, wenn Sie mit Patientinnen, Patienten und Angehörigen sprechen.
Für den Fall, dass Sie sich ein paar Fach-Termini aneignen oder hin und wieder etwas nachschlagen möchten, haben wir ein paar wichtige Begriffe rund um das Thema Inkontinenz aufgeführt.
Glossar
Anticholinergika
Mittel zur Behandlung von Dranginkontinenz. Hemmt die Kontraktion (Aktivität) des Blasenmuskels.
Augmentation der Blase
Die Harnblase wird durch eine Operation mit einem Darmsegment vergrößert. Dadurch reduziert sich der Innendruck und die Kapazität, also das Fassungsvermögen, wird größer.
Antirefluxventil
Auch Rückflusssperre genannt. Diesen Mechanismus haben einige Urinbeutel, damit der Urin nicht über den Schlauch zurück in die Blase fließen kann.
Beckenbodeninsuffizienz
Schwäche des Beckenbodens, der aus Muskeln und Bindegewebe besteht. Der Beckenboden spielt eine „tragende Rolle“ bei der Kontinenz.
Belastungsinkontinenz
Wird auch Stressinkontinenz genannt. Unwillkürlicher Harnverlust bei körperlicher Belastung (z.B. Husten, Niesen, Heben) ohne dass er oder sie vorher „musste“. Vor allem Frauen sind betroffen.
Blasenspiegelung
Wird von Mediziner*innen Zystokopie genannt. Mit einem Endoskop wird das Innere der Harnblase untersucht.
Bowel Management
Besondere Form der Darmspülung, um Menschen mit chronischer Obstipation, funktionellen oder nervlichen Kontinenzstörungen eine Zeit ohne unwillkürliche Stuhlentleerung zu verschaffen.
Dranginkontinenz
Plötzlicher, starker Harndrang trotz geringer Blasenfüllung, unkontrollierter Harnabgang.
Enuresis nocturna und diurna
Nächtliches (nocturna) Einnässen und / oder unwillkürliche Blasenentleerung beim Kind am Tag (diurna).
Extraurethrale Harninkontinenz
Unwillkürlicher Urinverlust außerhalb der Harnröhre über den Anus, die Scheide oder Haut.
Giggle-Inkontinenz
Auch Lach-Inkontinenz. Unwillkürlicher Harnverlust beim Lachen. Kommt häufig bei Mädchen zwischen 10 und 12 Jahren vor.
Harninkontinenz
Die Blasenentleerung kann nicht (immer) kontrolliert werden. Manche müssen ohne zu wollen. Manche wollen ohne zu können.
Inkontinenz-Fragebogen
Fragebogen, um Schwere und Form der Kontinenz zu ermitteln.
Irrigation
Die Irrigation ist eine etablierte Darmspülung. Menschen mit Stoma oder Stuhlinkontinenz haben dadurch Stunden oder sogar Tage ohne (unfreiwilligen) Stuhlgang.
Koitale Inkontinenz
Wenn Frauen beim Sex ungewollt Urin verlieren spricht man von koitaler Inkontinenz. Frauen jeden Alters können davon betroffen sein (kommt von Koitus >> Geschlechtsverkehr).
Kontinenz
Vermögen Blasenentleerung und Stuhlgang zu kontrollieren.
Kondomurinal
Nicht-invasives Hilfsmittel zur Versorgung der Harninkontinenz beim Mann. Mann streift es über den Penis wie ein Kondom, an dessen Ende sich eine Art Trichter befindet, an den ein Auffangbeutel angeschlossen wird, um Urin abzuleiten.
Kontinenzorgan
Wird auch Schließapparat genannt, ist der Verschlussapparat des Afters. Stuhlinkontinenz kann durch Erkrankungen, Fehlbildungen oder Verletzungen des Kontinenzorgans verursacht werden.
Miktion
Urinieren, Wasser lassen
Mischinkontinenz
Gleichzeitiges Vorliegen von Drang- und Belastungsinkontinenz.
Neoblase
Kontinente Darmersatzblase mit natürlicher Entleerung über die Harnröhre.
Nykturie
Nächtlicher Harndrang bei Erwachsenen.
Obstipation
Obstipation ist der medizinische Ausdruck für Verstopfung. Ist die Symptomatik von Dauer, spricht man von chronischer Obstipation.
Mainz Pouch I
Kontinente Darmersatzblase mit künstlichem Blasenausgang über den Nabel.
Puresis / schüchterne Blase
Puresis ist, wenn Männer auf öffentlichen Toiletten nicht urinieren können, obwohl sie müssen. Man nennt das Phänomen auch „schüchterne Blase“.
Reflex-Inkontinenz
Oder neurogene Inkontinenz, bezeichnet den ungewollten Urinverlust aufgrund von Schädigungen des Nervensystems.
Sphinkter
Schließmuskel
Trinkprotokoll
Detailliertes Protokoll, um zu erfassen, wie viel, wann und wie häufig getrunken wurde und Toilettengänge stattfinden, mit dem Ziel, einen Überblick über Inkontinenz-Vorfälle sowie die Stärke und Häufigkeit des Harndrangs zu erhalten.
Überaktive Blase
Auch Reizblase genannt, zeigt sich durch nicht kontrollierbaren, plötzlichen Harndrang und sehr häufiges und nächtliches Wasserlassen. Kann gleichzeitig mit Harninkontinenz auftreten oder auch unabhängig davon.
Überlaufinkontinenz
Unwillkürlicher Harnverlust, trotz sehr voller Blase gehen nur geringe Mengen ab. Gefahr für Restharn und Harnwegsinfektionen.
Vesikorenaler Reflux
Rückfluss von Harn aus der Harnblase durch die Harnleiter in die Nierenbecken.
Zystoskopie
Siehe Blasenspiegelung.
Zystektomie
Operative Entfernung der Harnblase.