Stoma-Arten: Ileostoma, Kolostoma und Urostoma
Grundsätzlich wird bei einem Stoma zwischen einem Enterostoma (künstlicher Darmausgang) und einem Urostoma (künstliche Harnableitung) unterschieden. Innerhalb dieser beiden Arten gibt es zudem weitere Unterarten, die sich voneinander unterscheiden. Erfahren Sie auf dieser Seite mehr über die Besonderheiten der verschiedenen Stoma-Arten.
Inhalt
Künstlicher Darmausgang: Enterostoma
Ein künstlicher Darmausgang ist eine operativ geschaffene Verbindung zwischen Darm und Bauchdecke, durch die der Darminhalt abgeleitet wird. Der künstliche Darmausgang wird in der Medizin auch Enterostoma oder Anus praeter genannt. Beim Enterostoma wird vor allem zwischen den Formen Kolostoma (künstlicher Dickdarmausgang) und Ileostoma (künstlicher Dünndarmausgang) unterschieden, wobei es noch weitere Kategorien gibt.
Kolostoma
Kolostoma
- Was?
Das Kolostoma bezeichnet den künstlichen Ausgang des Dickdarms. Hierbei wird nur ein Teil des Dickdarms ruhiggestellt oder operativ entfernt. - Wo?
Ein Kolostoma wird meist im linken Unterbauch angelegt. - Wie?
Der gesunde Restdarm wird nach außen geführt. Das Kolostoma wird so angelegt, dass es sich etwa 1cm über der Bauchdecke erhebt.
Der Dickdarm dient normalerweise vor allem dazu, dem flüssigen Dünndarminhalt Wasser und Mineralstoffe zu entziehen – dadurch wird der Stuhl eingedickt. Deswegen gilt: Je näher das Stoma am Endbereich des Darmes liegt, umso fester ist die Stuhlkonsistenz. Da beim Kolostoma fast der gesamte Dickdarm erhalten bleibt, ist der Stuhl breiig bis fest.
Sie besitzen oder erhalten bald ein Kolostoma? In unserem Ratgeber Kolostomie erfahren Sie mehr über die medizinischen Hintergründe sowie Tipps und Hilfestellungen zum Leben mit einem Kolostoma.
Produkte Kolostoma
Ileostoma
Ileostoma
- Was?
Das Ileostoma bezeichnet den künstlichen Ausgang des Dünndarms. Ein Ileostoma wird angelegt, wenn der Dickdarm nicht belastet werden darf oder komplett entfernt werden muss. - Wo?
Ein Ileostoma wird meist im rechten Unterbauch angelegt. - Wie?
Das gesunde Ende des Dünndarms (Ileum) wird zur Hautoberfläche geführt. Von außen sieht man eine kleine Öffnung, die etwa 2cm über Hautniveau steht.
Beim normalen Ausscheideprozess wird der verdauten Nahrung erst im Dickdarm eine große Menge Flüssigkeit entzogen. Da dieser Vorgang mit einem Ileostoma entfällt, ist der Stuhlgang meist dünnflüssig. Aufgrund dessen ist die Gefahr der Dehydration (Austrocknung) der Betroffenen groß: Patient*innen mit einem Ileostoma müssen daher mindestens einen Liter mehr trinken, als sie aus dem Ileostoma an Flüssigkeit ausscheiden.
Prof. Dr. Marc Martignoni, Oberarzt am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, erklärt Ihnen in diesem Video, in welchen Fällen ein Ileostoma angelegt wird.
Sie besitzen oder erhalten bald ein Ileostoma? In unserem Ratgeber Ileostomie erfahren Sie mehr über die medizinischen Hintergründe und erhalten Tipps und Hilfestellungen zum Leben mit einem Ileostoma.
Produkte Ileostoma
Endständiges oder Doppelläufiges Stoma
Sowohl Kolostomata als auch Ileostomata können doppelläufig oder endständig angelegt werden. Ein doppelläufiges Stoma ist oft nur eine vorübergehende Maßnahme, während ein endständiges Stoma häufig dauerhaft angelegt wird.
Endständiges Stoma
Endständiges Stoma
Bei einem endständigen Stoma (auch Transversostomie genannt) wird der von der Magenseite kommende Darmabschnitt durch die Bauchwand nach außen geführt, wo er das Darmende bildet. Es gibt somit nur eine Darmöffnung auf der Bauchdecke. Der „stillgelegte“ Teil des Darms, der zum After führt, wird entweder entfernt oder verbleibt verschlossen im Körper. Letzteres wird auch als Hartmann-Stoma bezeichnet und kann rückverlagert werden.
Doppelläufiges Stoma
Doppelläufiges Stoma
Bei der doppelläufigen Stoma-Anlage werden zwei Verbindungen zwischen Darm und Bauchdecke der Patient*innen angelegt (oral und aboral). Während der Operation wird der Darm in eine Schlinge über die Bauchdecke nach außen gezogen, dort fixiert und so geöffnet, dass zwei sichtbare und zusammenhängende Darmöffnungen entstehen.
Der aus Richtung Magen kommende Stuhlgang wird aus der ersten (oralen) Öffnung ausgeleitet, während der stillgelegte, abführende (aborale) Teil des Darms nur Schleim und Darmzellen absondert. So kann der nachfolgende Abschnitt vor Darminhalt geschützt werden, um besser zu heilen.
Doppelläufiges Ileostoma: Hier wird der Dünndarm, häufig im Bereich des rechten Unterbauches, ausgeleitet.
Künstliche Harnableitung: Urostoma
- Was?
Unter einem Urostoma versteht man eine operativ herbeigeführte, künstliche Harnableitung. - Wo?
Urostomata werden heute meist im rechten Unterbauch angelegt. - Wie?
Oftmals wird hier ein Stück Dünn- oder Dickdarm isoliert und zur Bildung des Stomas eingesetzt
Sie besitzen oder erhalten bald ein Urostoma? In unserem Ratgeber Urostomie erfahren Sie mehr über die medizinischen Hintergründe und erhalten Tipps und Hilfestellungen zum Leben mit einem Urostoma.
Urostoma-Arten
Urostoma-Arten
Je nach Grunderkrankung gibt es verschiedene Arten von Urostomien. Die meisten Urostomien werden heutzutage als Ileum-Conduit angelegt. Allerdings können auch andere Arten der Harnableitung vorkommen.
Welche OP-Techniken bei der Anlage eines Urostomas angewendet werden, erklärt Ihnen Prof. Dr. Marc Martignoni in diesem Video.
Ileum Conduit:
„Conduit“ kommt vom französischen „Conduire“, was so viel bedeutet wie „zusammenführen“.
Bei dieser Form werden beide Harnleiter in ein ausgeschaltetes Dünndarmsegment implantiert. Das Ende wird als Verbindung zwischen Harnleiter und Bauchhaut 1-1,5 cm über dem Hautniveau eingenäht.
Harnleiter-Hautableitung
Die Harnleiter-Hautableitung wird nur selten angewandt, zum Beispiel dann, wenn kein Ileum-Conduit gebildet werden kann. Für eine kontinuierliche Ableitung des Urins werden ein oder beide Harnleiter durch die Bauchdecke direkt an die Hautoberfläche geführt.