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Agile Forschung und Entwicklung
Erfolgreiche Innovation beginnt bei den Anwender*innen: Forschung und Entwicklung in der Medizintechnologie kann wirklichen Fortschritt ermöglichen, wenn sie sich konsequent an ihren Bedürfnissen orientiert – vom medizinischen Fachpersonal bis zu den Patient*innen.
B. Braun arbeitet an Innovationen in der Medizintechnologie. Wie diese Neuerungen aber dann konkret aussehen – und vor allem, wie der Weg dorthin verläuft, das zeigt sich oft erst im Laufe des Prozesses. Hier heißt es, agil zu sein. Konkret bedeutet das: Die Methode ist so offen und schnell getaktet, dass in regelmäßigen Wiederholungen Anpassungen vorgenommen werden können. Aber woher kommen die Anregungen dafür? Von den Profis, die die Produkte nutzen: den Kund*innen.
Natürlich sind für das Neue auch Ideen, Kreativität und unkonventionelles Denken erforderlich. „Aber was nützen die besten Produkte, wenn die Kunden sie nicht annehmen?“, sagt Thomas Beck, Experte für Applikationsentwicklung für Aesculap-Produkte im Bereich der minimalinvasiven Chirurgie bei B. Braun. Die Anwender*innen von Aesculap-Produkten haben höchste Ansprüche. In der Chirurgie geht es oft um Leben und Tod. „Häufig entscheidet ein Bruchteil eines Millimeters über den Erfolg eines Eingriffs“, erklärt Beck. Jeder Handgriff muss sitzen – deshalb muss jedes Gerät perfekt handhabbar sein. „Die wahren Experten dafür sind die Chirurgen“, sagt Beck. „Deshalb ist es entscheidend, ihnen zuzuhören, ihre Wünsche und Verbesserungsvorschläge ernst zu nehmen – und sie bei der Arbeit zu beobachten.“
An einem winterlichen Freitag findet in der Aesculap Academy in Berlin genau das statt. B. Braun hat zu einer Tagung zur Zukunft der minimalinvasiven Chirurgie geladen: „Where will MIS-Laparoscopy be in 2040?“. Elf Chirurg*innen aus Chile, Deutschland, Frankreich, Polen, den USA und dem Vereinigten Königreich treffen auf Expert*innen von B. Braun, um über die Zukunft ihres Fachs zu diskutieren. Sie halten Vorträge, berichten von Anforderungen aus der Praxis und skizzieren Szenarien für die Chirurgie in fünfzehn Jahren. Vor allem aber äußern sie ihre Wünsche. Die Vertreter*innen von B. Braun hören konzentriert zu, notieren Stichworte und tauschen sich aus. „Diese Veranstaltungen finden regelmäßig statt“, sagt Elisabeth Schneider, Fachingenieurin für minimalinvasive Chirurgie. „Mindestens zweimal im Jahr und auf verschiedenen Kontinenten. Je enger der Austausch mit den Kunden, desto besser für die Produktentwicklung.“
Am Nachmittag geht die Theorie in die Praxis über. Die Chirurg*innen arbeiten mit Prototypen aus dem Bereich der Visualisierung. In kleinen Gruppen testen sie die Produkte der Zukunft. Die Mitarbeitenden von B. Braun weisen sie ein und beobachten genau: Wie liegt ein Produkt in der Hand? Wie verhält sich ein Kabel bei Positionswechseln? Welche Strukturen sind unter welchem Licht erkennbar? Thomas Beck erklärt: „Diese Live-Präsentationen sind nur ein Teil unserer Arbeit mit den Kunden. Ebenso wichtig ist es, im OP zu stehen und die Handhabung bereits eingeführter Produkte zu analysieren.“ Beck und Schneider betonen: „Im Vordergrund steht der Austausch mit den Chirurgen sowie deren Sichtweise und Rückmeldung. Unser Ziel ist es, die besten Produkte zu entwickeln – dafür brauchen wir das Wissen der Kunden.“
Und die geben ihre Erfahrungen gern weiter. So etwa Dr. Katharina Feilhauer, Oberärztin für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Klinikum Stuttgart. „Ich schätze diese Treffen. Hier werden Erfahrung weitergeben und es geht um meine Expertise als Chirurgin. Ein Beispiel ist die neue Generation des Aesculap-Produktes Caiman® zur Gefäßversiegelung in der offenen und laparoskopischen Chirurgie. Meine Anregungen sind direkt in die Weiterentwicklung eingeflossen. Es war mir wichtig, dass das Gerät mir sofort und zuverlässig Rückmeldungen gibt, etwa ob die Versiegelung vollständig ist. Solche Details machen in der chirurgischen Praxis einen enormen Unterschied.“
“Wenn meine Expertise als Chirurgin gefragt ist, um Geräte zu verbessern, habe auch ich einen konkreten Nutzen davon – weil meine Anregungen und Wünsche in die Produktentwicklung fließen.”
Doch nicht nur Chirurg*innen verfügen über wertvolles Wissen zur Optimierung medizintechnischer Geräte. Das gilt ebenso für andere medizinische Fachkräfte, insbesondere Pflegekräfte. Etwa 10.000 Kilometer entfernt von Berlin, auf der malaysischen Insel Penang, arbeitet ein kleines Team an der Weiterentwicklung eines Venenkatheters. Mit dem Introcan Safety® 2 gelang dem Team um YongJi Fu, Head of R&D, ein Durchbruch: Die integrierte Membran zur Reduzierung von Blutaustritt beim Wechsel der Nadel – ein wichtiger Sicherheitsaspekt für das Personal.
Bei B. Braun in Malaysia spielte Yie Miin Lee, die „In-House-Nurse“, eine zentrale Rolle. Sie begann ihre Karriere als Krankenschwester in Singapur, bevor sie nach Malaysia zurückkehrte und bei B. Braun anfing. Seit sieben Jahren arbeitet sie eng mit Pflegekräften zusammen, um deren Erfahrungen in die Produktentwicklung einfließen zu lassen. „Für die Weiterentwicklung von Introcan Safety® 2 habe ich mich unsichtbar gemacht“, sagt sie lachend. Sie begleitete Pflegekräfte im Krankenhaus, ohne Abläufe zu beeinflussen, und protokollierte akribisch, wie das bereits eingeführte Produkt genutzt wurde. „Wir wollten die Neuerung so gestalten, dass das erlernte Handling nahezu unverändert bleibt“, erklärt sie. Ihre Beobachtungen teilte sie mit dem Ingenieurteam im Labor, die daraufhin Anpassungen vornahmen. Das Vorgehen war erfolgreich: Die neue Introcan Safety® 2 erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den iF Design Award 2024 in Gold.
“Meine Pflege-Erfahrung erlaubt es mir, die Pflegekräfte beim Umgang mit dem Katheter genau zu beobachten. Dieses Wissen habe ich an die Ingenieure weitergegeben. Heraus kam ein Produkt, das den Kunden einen konkreten Vorteil bietet.”
Wenn es um die Frage geht, wie Kunden im Gesundheitswesen unterstützt werden können, lautet die zentrale Antwort: Alles, was Zeit spart und Prozesse vereinfacht, ist höchst willkommen. Ein etwa 70-köpfiges Team aus Melsungen, Barcelona, Budapest, Freiburg und Berlin arbeitet an Nexadia® Next Generation – einem umfassenden Daten-, Informations- und Management-System für die Dialyse.
René Müller, Program Manager Digital Solutions, beschreibt das Projekt: „Nexadia® Next Generation digitalisiert und vernetzt das Management von Dialysebehandlungen. Es bietet Pflegekräften eine zentrale grafische Benutzeroberfläche zur Überwachung, Dokumentation und Analyse.“ Srinidhi Sudarsanam, Lead UX Designerin bei B. Braun, erklärt: „Um die besten Lösungen zu entwickeln, analysieren wir vor Ort, wie Pflegekräfte und Nephrologen arbeiten, und sprechen mit ihnen über ihre Herausforderungen. So stellen wir sicher, dass Nexadia® Next Generation nicht nur technisch funktioniert, sondern den Arbeitsalltag spürbar erleichtert.“
“NEXADIA® Next Generation wird den Dialyse-Fachkräften Arbeit abnehmen. Mit der Analyse der Kundenbedürfnisse fokussieren wir uns auf die Entwicklung einer Lösung, die genau auf diese Bedürfnisse zugeschnitten ist.”
Bis heute werden Dialysedokumentationen oft auf Papier oder in Tabellen erstellt. Mit Nexadia® Next Generation kann das automatisiert werden. „Ein erstaunliches Ergebnis unserer Befragungen war: Jeder Technikwechsel bedeutet erst einmal eine kognitive Herausforderung für die Kunden. Aber alle, mit denen wir sprachen, sagten, dass sie sich dieser Komplexität gern stellen – weil die Entlastung direkt greifbar ist“, sagt Tabea Schießl, Human Factors Engineer. Aber nicht nur für das Personal, das die Dialysemaschinen bedient, wird Nexadia® Next Generation Vorteile mit sich bringen. Auch die Patient*innen werden davon profitieren. „Stichwort predictive medicine“, erläutert René Müller: „Die Dialysemaschinen können sehr viele Daten erheben, die derzeit ungenutzt sind. Etwa, wie sich Dialyseleistung und medizinische Parameter des Patienten zueinander verhalten.“ Für Nephrolog*innen lassen sich daraus wertvolle Rückschlüsse ziehen. Für all das müssen die Dialysemaschinen aber an eine komplexe Daten-Infrastruktur angeschlossen werden. In kleinen Gruppen arbeiten die internationalen Teams beim Workshop in Melsungen genau daran. Ein gutes halbes Jahr haben sie noch, bis das System marktreif sein muss. „Es gibt noch viel zu tun“, sagt René Müller. „Gleichzeitig sind wir im Team fest entschlossen und überzeugt zu liefern.“
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